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Jan Fabre

„I spit on my grave. (A thinking model).


 MARIO MAURONER CONTEMPORARY ART
14.09. - 10.11.2007

 

Vernissage: am Donnerstag, 13. September 2007, 18.00 - 21.00 Uhr
um 20:00 c.t. spricht Prof. Dr. Thomas Zaunschirm



Jan Fabre
“The man spitting on his grave”,
2007

Fabres Oeuvre wird bestimmt durch das duale System, das seinem Leben und Werk zu Grunde liegt. Tod und Wiedergeburt, die zentralen immer wieder kehrenden Themen in seinem Werk, manifestieren sich vor allem in seiner Faszination für Insekten und Käfer, deren Leben von Tod und Wiedergeburt, von Verwandlung bestimmt ist. Typisch für Fabres Oeuvre sind seine blau - schimmernden Arbeiten, in denen er Flächen, Räume oder gesamte Architekturen mit einem feinen Geflecht aus bic-blauen Linien überzieht und durch das beinahe obsessive Zeichnen und Überzeichnen eine neue Welt kreiert, deren endgültiger Zustand losgelöst von der nur mehr schwach erkennbaren ursprünglichen Form noch nicht definiert und vollkommen offen ist. Ausgangspunkt seiner Arbeiten ist der Künstler selbst, er ist gleichsam sein narzisstisches und masochistisches Gegenüber und schafft es somit, den Platz zwischen den gegensätzlichen Positionen von Schönheit und Elend, Freude und Katastrophe, zwischen Leben und Tod verschwindend gering zu halten, diese Dualität aufzuheben und daraus eine Einheit zu generieren.
Nach dem erfolgreichen Sommer in Salzburg eröffnen wir am 13. September eine umfangreiche Werkschau mit neuen Arbeiten des belgischen Universalkünstlers in unserer Wiener Galerie. Im Zentrum der Ausstellung steht die erstmals auf der heurigen Biennale im Palazzo Benzon gezeigte Arbeit „The man spitting on his grave“, die einen lebensgroßen Fabre zeigt, der computergesteuert auf eine Insektengrablandschaft spuckt. In der Installation „Carneval of the dead street dogs“ bleibt der Titel Programm, der „Table for the knights of dispair (resistance)“ ist überzogen von Fabres feinem bic-blauen Liniengeflecht. In seiner neuesten Arbeit „Hommage an Karel Verlat (met gevilde anti-held) verewigt Fabre den für seine kräftige Farbgebung bekannten belgischen Maler Charles Verlat, indem er die Büste mit seinen charakteristischen schimmernden Kugelschreiberlinien überzieht. „Is the brain the sexiest part of the body“ – das ist die Frage, der Fabre und ein Wissenschafter in der gleichnamigen Videoarbeit nachgehen, und einige seiner Denkmodelle – Modelle teils realisierter, teils gescheiterter Projekte - laden wie in Salzburg ein, ein wenig in die komplexe Ideenwelt des Künstlers einzutauchen.
Jan Fabre wurde 1958 in Antwerpen geboren und studierte am City Insitute for Decorative Arts und an der Royal Academy of fine Arts. Schon bald wurde der Universalkünstler Fabre sowohl auf der Bühne als Choreograph, Regisseur und Autor als auch in der Bildenden Kunst erfolgreich, seiner Einzelausstellung 1984 im belgischen Pavillon auf der 41. Biennale von Venedig folgte eine Vielzahl von internationalen Ausstellungen, unter anderem an den Biennalen von Sao Paulo, Lyon und Valencia, der Documenta IX sowie Einzelausstellungen in der Kunsthalle Basel, im Centro de Arte moderno, Lissabon, Palais des Beaux-Arts, Brüssel, im Stedelijk Museum Amsterdam und der Schirn Kunsthalle in Frankfurt am Main. 2002 wurde er eingeladen, einen Raum im Königspalast zu gestalten und überzog mit 1,5 Millionen Juwelenkäfern die Decke des Spiegelsaal des Palais Royal in Brüssel, 2004 rüttelte er die Theaterwelt mit seinen Inszenierungen am Theaterfestival von Avignon auf. Kaum ein anderer zeitgenössischer Künstler polemisiert und polarisiert so stark wie Fabre, der mit seiner Inszinierung „Requiem für eine Metamorphose“ sowie drei Einzelausstellungen auch den diesjährigen Salzburger Festivalsommer maßgeblich prägte. Zur Biennale von Venedig 2007 wurden seine Arbeiten im Palazzo Benzon gezeigt, 2008 widmet ihm der Louvre Paris - kuratiert von Marie-Laure Bernadac - eine umfangreiche Retrospektive.

(Mag. Ute Stadlbauer)