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Jan Fabre
“The man spitting on his grave”,
2007 |
Fabres Oeuvre wird bestimmt durch das duale System, das seinem Leben und Werk zu Grunde liegt.
Tod und Wiedergeburt, die zentralen immer wieder kehrenden Themen in seinem Werk, manifestieren
sich vor allem in seiner Faszination für Insekten und Käfer, deren Leben von Tod und Wiedergeburt,
von Verwandlung bestimmt ist. Typisch für Fabres Oeuvre sind seine blau - schimmernden Arbeiten,
in denen er Flächen, Räume oder gesamte Architekturen mit einem feinen Geflecht aus bic-blauen
Linien überzieht und durch das beinahe obsessive Zeichnen und Überzeichnen eine neue Welt kreiert,
deren endgültiger Zustand losgelöst von der nur mehr schwach erkennbaren ursprünglichen Form
noch nicht definiert und vollkommen offen ist. Ausgangspunkt seiner Arbeiten ist der Künstler selbst,
er ist gleichsam sein narzisstisches und masochistisches Gegenüber und schafft es somit, den Platz
zwischen den gegensätzlichen Positionen von Schönheit und Elend, Freude und Katastrophe,
zwischen Leben und Tod verschwindend gering zu halten, diese Dualität aufzuheben und daraus eine
Einheit zu generieren.
Nach dem erfolgreichen Sommer in Salzburg eröffnen wir am 13. September eine umfangreiche
Werkschau mit neuen Arbeiten des belgischen Universalkünstlers in unserer Wiener Galerie. Im
Zentrum der Ausstellung steht die erstmals auf der heurigen Biennale im Palazzo Benzon gezeigte
Arbeit „The man spitting on his grave“, die einen lebensgroßen Fabre zeigt, der computergesteuert auf
eine Insektengrablandschaft spuckt. In der Installation „Carneval of the dead street dogs“ bleibt der
Titel Programm, der „Table for the knights of dispair (resistance)“ ist überzogen von Fabres feinem
bic-blauen Liniengeflecht. In seiner neuesten Arbeit „Hommage an Karel Verlat (met gevilde anti-held)
verewigt Fabre den für seine kräftige Farbgebung bekannten belgischen Maler Charles Verlat, indem
er die Büste mit seinen charakteristischen schimmernden Kugelschreiberlinien überzieht. „Is the brain
the sexiest part of the body“ – das ist die Frage, der Fabre und ein Wissenschafter in der
gleichnamigen Videoarbeit nachgehen, und einige seiner Denkmodelle – Modelle teils realisierter, teils
gescheiterter Projekte - laden wie in Salzburg ein, ein wenig in die komplexe Ideenwelt des Künstlers
einzutauchen.
Jan Fabre wurde 1958 in Antwerpen geboren und studierte am City Insitute for Decorative Arts und an
der Royal Academy of fine Arts. Schon bald wurde der Universalkünstler Fabre sowohl auf der Bühne
als Choreograph, Regisseur und Autor als auch in der Bildenden Kunst erfolgreich, seiner
Einzelausstellung 1984 im belgischen Pavillon auf der 41. Biennale von Venedig folgte eine Vielzahl
von internationalen Ausstellungen, unter anderem an den Biennalen von Sao Paulo, Lyon und
Valencia, der Documenta IX sowie Einzelausstellungen in der Kunsthalle Basel, im Centro de Arte
moderno, Lissabon, Palais des Beaux-Arts, Brüssel, im Stedelijk Museum Amsterdam und der Schirn
Kunsthalle in Frankfurt am Main. 2002 wurde er eingeladen, einen Raum im Königspalast zu gestalten
und überzog mit 1,5 Millionen Juwelenkäfern die Decke des Spiegelsaal des Palais Royal in Brüssel,
2004 rüttelte er die Theaterwelt mit seinen Inszenierungen am Theaterfestival von Avignon auf. Kaum
ein anderer zeitgenössischer Künstler polemisiert und polarisiert so stark wie Fabre, der mit seiner
Inszinierung „Requiem für eine Metamorphose“ sowie drei Einzelausstellungen auch den diesjährigen
Salzburger Festivalsommer maßgeblich prägte. Zur Biennale von Venedig 2007 wurden seine
Arbeiten im Palazzo Benzon gezeigt, 2008 widmet ihm der Louvre Paris - kuratiert von Marie-Laure
Bernadac - eine umfangreiche Retrospektive.
(Mag. Ute Stadlbauer) |
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