Im Zentrum der Arbeiten des baskischen Künstlers Javier Pérez steht der Körper.
Losgelöst vom sehr stark geschlechtlich geprägten Körperzugang in der zeitgenössischen
Kunst erfährt der Körper bei Pérez eine andere Bedeutung: In seinen Performances,
Zeichnungen, Fotografien und Skulpturen wird er als eine sich verformende, starke und
zugleich fragile Masse beleuchtet. Sexualität und Geschlechterfragen spielen dabei eine
untergeordnete Rolle, Pérez untersucht vielmehr die physischen Eigenschaften von
organischer Masse, die permanente Veränderung und Verformung erlebt. Die Arbeit Línea
de Horizonte zeigt die Metamorphose des menschlichen Gesichts, geboren aus einem
amorphen Oval, sich entwickelnd bis zum vom Leben gezeichneten, gealtertem Antlitz um
sein Ende wieder im Oval zu finden. Pérez schließt hierbei an Borges und Kafka an, lesbar
von Rechts nach links aber auch von der Mitte ausgehend wird die Unausweichlichkeit
dieser Verwandlung, letzthin aber auch des Todes klar. Die Arbeit Un sueño largo - ein 12m
langes sich verjüngendes Bett aus verschiedenen Materialien - gibt dem Besucher Einblick
in eine intime, surreale Traumwelt. All die gegensätzlichen Positionen – künstlich/natürlich,
innen/außen, Anziehung/Ablehnung - durchdringen seine Arbeiten und verstärken sich
durch die Verwendung von Materialien wie Latex, Kunstharz, Glas, Tierhaaren und Pflanzen.
Organische Strukturen wie das Geäst der Bäume oder rotes Pferdehaar auf weißer
Leinwand, die sich auch in den Skulpturen Mutaciones IV fortsetzen, stellen Analogien mit
dem menschlichen Organismus, den Äderchen, die den Körper durchdringen her – ein
Kreislauf, der durch das Zusammenwirken verschiedenster Elemente und andauernder
Veränderung bestimmt ist.
Im RoomnumberOne zeigt Mario Mauroner Contemporary Art neue Arbeiten derösterreichischen Künstlerin Judith Huemer, entstanden nach ihrem erst kürzlich beendeten
Studienaufenthalt in New York. Das durch eine schmale Aussparung in der Wand
wahrnehmbare Video Tourist_Terrorist_Artist eröffnet den Blick in eine paradoxe Welt, in der
sich die Künstlerin zu Beginn Ihres Aufenthaltes befand: das Künstlerstipendium hatte
rechtliche Probleme bei der Einreise zur Folge: in der Annahme man könne nicht nicht
arbeiten braucht man als Künstlerin eine Arbeitserlaubnis– die immer währende Inspiration
als wertvolles Gut, welches es zu reglementieren gibt? Huemers Arbeiten haben das
künstlerische Schaffen an sich zum Thema. Die Balcony Sessions laden an den Ort des
Geschehens ein: der Balkon, das Zentrum Ihres künstlerischen Schaffens, fungiert dabei als
Schnittstelle, in den Sog des Glanz und Glamours der Stadt einzutauchen. Der starke
inspirative Moment der Balcony Sessions steht dabei im Dialog zu den sorgfältig geplanten,
konstruierten Arbeiten Balcony Sessions constructed#1 und Balcony Sessions
constructed#2 und der Sogwirkung, die durch die Aneinanderreihung der Arbeiten entsteht.
Der Besucher befindet sich inmitten des Wechselspiels der Kräfte von gewohnt technisch
perfekten, in langwierigen Arbeitsprozessen gestalteten Hochglanzimages und dem
inspirativen Moment - und somit in einer zentralen Auseinandersetzung künstlerischen
Schaffens.
(Ute Stadlbauer) |
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