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Ruth Schnell

Call of Duty

 Galerie Lisi Hämmerle
 13.07. - 17.08.2019


Eröffnung am 12. Juli 2019 um 19.00 Uhr
Es spricht: Karlheinz Pichler, Kulturpublizist



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Abb.: Still COMBATscience Augmented, 2018,©Ruth Schnell

Fragestellungen zu Forschungsethik und Verantwortung von Wissenschaft bilden die inhaltliche Grundlage der Ende 2018 realisierten Mixed-Reality-Installation COMBATscience Augmented von Ruth Schnell.

Ausgehend von den in dieser Arbeit formulierten Themen widmet sich Ruth Schnells Ausstellung Call of Duty in der Galerie Lisi Hämmerle in Bregenz physisch greifbaren wie geistigen Territorien der Macht. Einfriedung bedingt Ausgrenzung, die Macht des einen befördert die Ohnmacht des anderen – die künstlerische Auseinandersetzung mit diesen Polaritäten durchzieht das Werk der Medienkünstlerin. Die Ausstellung stellt hierzu Installationen und grafische Tableaus vor, die alle erstmals in Bregenz zu sehen sind.

Die Installation COMBATscience Augmented situiert sich in einer virtuellen Matrix des gesamten Ausstellungsraums. Beim Durchgehen des Raumes mit einer Augmented-Reality-Datenbrille (HoloLens) entfalten sich in der individuellen Betrachtung digitale holografische Szenarien in Bewegtbild, Ton und Schrift. Entlang der Lebensgeschichten des Chemiker-Ehepaars Fritz Haber (1868 – 1934) und Clara Immerwahr (1870 – 1915) nähert sich COMBATscience Augmented den Kehrseiten der Suche nach wissenschaftlicher Erkenntnis. Machbarkeitsdenken, Risiken von Dual Use-Technologien (Verwendbarkeit für zivile wie für militärische Zwecke) sowie der Zugriff von Wirtschaft und Militär sind Problematiken, die wissenschaftliche Grundlagenforschung auch gegenwärtig betreffen.

Die 2017 entstandene performative robotische Installation RISIKOkann als Auseinandersetzung mit staatlichem Handeln gelesen werden. Die Arbeit zeigt eine Technologie, die unbeirrbar Grenzsetzungen vollzieht. Der Umriss, dem der mobile 3D-Drucker folgt, ist der des Mittelmeers.

UV-Prints auf vergoldeten Kupferplatten greifen diese Thematik der „Festung Europa“ ergänzend auf. Und noch zwei weitere Tableau-Serien werden gezeigt: Querformatige Leiterplatten wurden zu Bildträgern u.a. für algorithmische Codes und für prägnante Zitate, sie spielen mit der Anmutung eines klassischen Wandschmucks oder Haussegens. Die ausgestellten hochformatigen Aluminium-Tableaus hingegen orientieren sich in etwa an der Größe eines Ganzkörper-Spiegels. Sie behandeln Fragen der Übersetzbarkeit. Die den Motiven zugrundeliegenden technischen Bilder zeigen mikroskopische, im medizinischen Bereich verwendete Aufnahmen, die ihrerseits wiederum auf unterschiedlichen bildgebenden Technologien basieren.

Bewusst wurde für die Ausstellung der englischsprachige Titel Call of Duty („Der Ruf der Pflicht“) gewählt. In der gleichnamigen, immer wieder in Teilen indizierten Computerspiel-Reihe werden die Spieler und Spielerinnen zu GestalterInnen immer realistischerer Kriegsszenarios. Im realen Leben müssen Fragen danach, welchen Pflichten in wessen Interesse Folge zu leisten ist, immer wieder von Neuem gestellt werden.

Die in Feldkirch geborene Medienkünstlerin Ruth Schnell lebt in Wien. Seit 2010 ist sie Leiterin der Klasse Digitale Kunst an der Universität für angewandte Kunst Wien. Einzel- und Gruppenausstellungen u.a.: 46. Biennale von Venedig, Österreichischer Pavillon, Venedig, 1995; mumok - Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig, Wien 2000; Kunsthaus Bregenz, 2002; California Science Center, Los Angeles, 2004; Akademie der Künste, Berlin, 2004/05; ZKM, Karlsruhe, 2008, 2010 und 2018; Bienal Internacional de Arte Contemporáneo de Sevilla/BIACS 3, Sevilla, 2009; Moskau Biennale, Moskau, 2011 und 2013; Satosphère, Society for Arts and Technology [SAT], Montreal, 2015; ISEA Hongkong, Hongkong, 2016; AIL, Wien, 2016; Kunstraum Niederoesterreich, Wien, 2018; Havana Biennial / Ludwig Foundation of Cuba, Havanna, 2019.