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Gottfried "Laf" Wurm

Eine Welt aus Farbe
Rückblick auf 40 Jahre künstlerisches Schaffen

 Kunstverein Mistelbach
 03.09. - 01.10.2006

 

Vernissage: am 02.09.2006, um 19:00 Uhr
Begrüßung: Franz Josef Schwelle, Obmann Kunstverein
Zum Künstler: Ing. Christian Resch, Bürgermeister
Eröffnung: Dr. Erwin Pröll, Landeshauptmann
Moderator: Klaus Frank, Kulturstadtrat


Von einem, der das halbe Leben
das aber dafür ganz –
im Weinviertel verbracht hat

zum sechzigsten Geburtstag von Gottfried „Laf“ Wurm

von Ferdinand AltmannWann ich diesen Gottfried „Laf“ Wurm kennengelernt habe, weiß ich nicht wirklich. Jedenfalls war er im Grunde genommen von Anfang an dabei. Damals, vor etwa dreißig Jahren, wie wir, die „Aktivisten“ um Peter Kenyeres und Manfred Jasser mit der Schriftenreihe Weinviertel, im Kulturbund Weinviertel, angefangen haben, dem Weinviertel (s)eine Identität wiederzugeben. Für viele war das Weinviertel damals eine unbekannte Gegend „dort oben an der Grenze“. Das Besondere, dieses sanftwelligen Hügelland mit den Streifenfluren, eine neben der anderen und auch die so gut wie nur im Weinviertel vorkommenden Kellergassen, war nur für wenige wirklich erkennbar und Gottfried „Laf“ Wurm war einer von ihnen. Obwohl er aus der Stadt, der Vorstadt Jedlesee diesseits der Donau gekommen ist. Kustos war der Vater im Heimatmuseum der Vorstadt diesseits der Donau Floridsdorf und dort hat der kleine Gottfried Wurm auch die kulturellen Leistungen der Menschen, unserer Vorfahren bis zurück in die Urgeschichte, kennen und das Land lieben gelernt.

Der Flugtechniker wird zum Künstler.
Als Elekromechaniker und Flugtechniker war er Angehöriger des Österreichischen Bundesheeres, doch nur kurze Zeit, denn daneben hat er als Werkstudent die Wiener Kunstschule und die Hochschule für Angewandte Kunst in Wien besucht. Als Künstler, der er dann, seiner wirklichen Berufung entsprechend, doch geworden ist, hat er sich später den Beinamen „Laf“ – abgeleitet von „Lafcadio“ einer Figur bei Andre Gide – gewählt. Da man aber in Österreich als freiberuflicher Künstler kaum (über-)leben kann – er selbst ist die eher seltene Ausnahme – hat er schon vor Jahrzehnten einen Job als Nachtwächter in den Werkstätten des Bundesdenkmalamtes angenommen. Dort, in Gesellschaft, im Zwiegespräch mit so manchem auf seine Restaurierung wartenden Kunstwerk, sind auch viele seiner Bilder entstanden, zumindest im Kopf, und als Nachtwächter hat Gottfried „Laf“ Wurm dann tagsüber Zeit gehabt, die Staffelei ins Land zu stellen und dieses Land, in das er sich ganz offensichtlich „verliebt“ hat, zu porträtieren.

Nicht Abbilder der Landschaften des Marchfeldes, des Weinviertels oder auch einer anderen Gegend der Welt sind es die da in Aquarell, Acryl oder Öl entstehen, sondern wirklich gestaltete Bilder, umgesetzt in seine ganz eigene, für den aufmerksamen Betrachter klar erkennbare Formensprache. Formen und Farben werden da zu- und gegeneinander gesetzt. Das Motiv ist zwar noch immer Vorbild und auch für den oberflächlichen Betrachter erkennbar, doch der Künstler setzt Farben und Formen sehr bewusst ein, um die oft recht wechselhaften Stimmungen dieses seines Landes, dessen Charakter zu interpretieren, vielleicht noch zu überhöhen und damit auf das Wesentliche zu reduzieren.

Weinviertler aus Neigung – und Marchfelder aus Überzeugung
Immer wieder hat auch er seinen, meist gemalten oder gezeichneten, Beitrag zu den Heften der Schriftenreihe Weinviertel geliefert und in Heft 7, „Wort im Weinviertel“ sind es seine Federzeichnungen, die diese Geschichten und Gedichte in Prosa und Poesie, in Hochsprache und in Mundart, alle aber aus dem Weinviertel und über das Weinviertel, in die oft recht unterschiedlichen Regionen unseres Weinviertels gliedern, bzw. zusammenfassen.

Schon damals hat er seine Floridsdorfer Heimat verlassen, ist in Lassee, mitten im Marchfeld und trotzdem im Weinviertel, in einer ehemaligen Landbäckerei sesshaft geworden und hat dort, in der einstigen Backstube die „Marchlandpresse“ eingerichtet. Auf mehreren, längst außer Dienst gestellt gewesenen Druckerpressen, darunter eine „Kniehebelpresse“ aus dem Jahre 1860, hat er nicht nur seine meist recht intensiv farbigen, seltener in klarem, kräftigem Schwarzweiß gehaltenen Linoldrucke und auch Holzschnitte in kleiner Auflage mit „verlorener Form“ gedruckt, sondern auch so manches Buch, auch das natürlich in begrenzter Auflage, ist aus dieser Druck-Werkstätte hervorgegangen.

Ein Kind der Vorstadt, dem 21. „Hieb“ von Wien…..
War von „Von Hieb zu Hieb“ – eine Sandlerpassion durch die 23 Bezirke Wiens (von den Wienern immer schon Hiebe genannt) – mit recht herzhaften Textbeiträgen seines ebenfalls am Rande der großen Stadt, in Groß Enzersdorf, lebenden Freundes Friedrich Heller noch von seiner Herkunft aus der Vorstadt geprägt, so war „Marchfeldein“ schon eine recht intensive Liebeserklärung der beiden an das Marchfeld und damit an unser Weinviertel. Schließlich heißt dieses Land seit P`r´emysl Ottokar „Viertel unter dem Manhartsberg“ und damit ist auch das Marchfeld eingeschlossen. Wie viele Ausstellungen es gewesen sind, in denen diese „Liebeserklärungen“ an unser Weinviertel, aber auch die Bilder aus anderen Gegenden, von Salzburg bis Breitenbrunn, von Scheibbs bis Venedig und Korsika zu sehen waren, kann wahrscheinlich niemand mehr feststellen, auch nicht sein „Archivar“ Walter Sebestian und schon gar nicht – so dürfen wir annehmen – wie viele Bilder in eben diesen Ausstellungen zu sehen waren. Von Marchegg bis Pöggstall, von Poysdorf bis Alma Ata.

In – fast – jedem Haus im Marchfeld, im Weinviertel, und auch darüber hinaus belebt ein Wurm die Wand, die Wände, und erinnert die Bewohner, wie schön dieses Land ist in dem einem keine Berge die Aussicht verstellen – manchmal leider, wie schön es war, bevor Industrie und Verkehr es „benutzbar“ machten.

… wird zum rundum bekanntesten Künstler des Landes
Wie sonst wäre bei einer schon vor mehr als zehn Jahren durchgeführten Meinungsumfrage festgestellt worden, der weithin bekannteste Künstler in ganz Niederösterreich heißt Gottfried „Laf“ Wurm. Dass mehrere Mitglieder eines damals tagenden „Expertengremiums“ die Frage gestellt haben: „Wer ist der Wurm?“ sei nur nebenbei und vielleicht zur Erheiterung erwähnt.

Doch zurück zum Wesentlichen: dieser Gottfried „Laf“ Wurm, der rundum wirklich bekannteste Künstler des Weinviertels, vielleicht ganz Niederösterreichs, hat dieses Land immer wieder porträtiert, in allen seinen Erscheinungsformen, in allen seinen Kleidern, im Sommer und im Winter. Sein halbes Leben, also dreißig Jahre, hat er mit uns verbracht und hat in unzähligen Bildern festgehalten, was ihm Wert war, festgehalten zu werden. Er wird, so dürfen wir getrost annehmen, auch weiterhin, nach seinem sechzigsten Geburtstag, den er Anfang September feiert, immer wieder irgendwo in der Gegend vor seiner Staffelei sitzen und malen, seinem fast zum Wahlspruch gewordenen Ausspruch entsprechend: Bilder will ich malen „Bülda wüll i malen“Zur Eröffnung der Ausstellung am Samstag, dem 2. September 2006 ab 17.00 Uhr wird unser Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll „seinem“ bekanntesten Künstler das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Niederösterreich mitbringen.