Von einem, der das halbe Leben
das aber dafür ganz –
im Weinviertel verbracht hat
zum sechzigsten Geburtstag von Gottfried „Laf“ Wurm
von Ferdinand AltmannWann ich diesen Gottfried „Laf“ Wurm
kennengelernt habe, weiß ich nicht wirklich. Jedenfalls war
er im Grunde genommen von Anfang an dabei. Damals, vor etwa dreißig
Jahren, wie wir, die „Aktivisten“ um Peter Kenyeres und
Manfred Jasser mit der Schriftenreihe Weinviertel, im Kulturbund
Weinviertel, angefangen haben, dem Weinviertel (s)eine Identität
wiederzugeben. Für viele war das Weinviertel damals eine unbekannte
Gegend „dort oben an der Grenze“. Das Besondere, dieses
sanftwelligen Hügelland mit den Streifenfluren, eine neben der
anderen und auch die so gut wie nur im Weinviertel vorkommenden Kellergassen,
war nur für wenige wirklich erkennbar und Gottfried „Laf“ Wurm
war einer von ihnen. Obwohl er aus der Stadt, der Vorstadt Jedlesee
diesseits der Donau gekommen ist. Kustos war der Vater im Heimatmuseum
der Vorstadt diesseits der Donau Floridsdorf und dort hat der kleine
Gottfried Wurm auch die kulturellen Leistungen der Menschen, unserer
Vorfahren bis zurück in die Urgeschichte, kennen und das Land
lieben gelernt.
Der Flugtechniker wird zum Künstler.
Als Elekromechaniker und Flugtechniker war er Angehöriger des Österreichischen
Bundesheeres, doch nur kurze Zeit, denn daneben hat er als Werkstudent
die Wiener Kunstschule und die Hochschule für Angewandte Kunst
in Wien besucht. Als Künstler, der er dann, seiner wirklichen
Berufung entsprechend, doch geworden ist, hat er sich später
den Beinamen „Laf“ – abgeleitet von „Lafcadio“ einer
Figur bei Andre Gide – gewählt. Da man aber in Österreich
als freiberuflicher Künstler kaum (über-)leben kann – er
selbst ist die eher seltene Ausnahme – hat er schon vor Jahrzehnten
einen Job als Nachtwächter in den Werkstätten des Bundesdenkmalamtes
angenommen. Dort, in Gesellschaft, im Zwiegespräch mit so manchem
auf seine Restaurierung wartenden Kunstwerk, sind auch viele seiner
Bilder entstanden, zumindest im Kopf, und als Nachtwächter hat
Gottfried „Laf“ Wurm dann tagsüber Zeit gehabt,
die Staffelei ins Land zu stellen und dieses Land, in das er sich
ganz offensichtlich „verliebt“ hat, zu porträtieren.
Nicht Abbilder der Landschaften des Marchfeldes, des Weinviertels
oder auch einer anderen Gegend der Welt sind es die da in Aquarell,
Acryl oder Öl entstehen, sondern wirklich gestaltete Bilder,
umgesetzt in seine ganz eigene, für den aufmerksamen Betrachter
klar erkennbare Formensprache. Formen und Farben werden da zu- und
gegeneinander gesetzt. Das Motiv ist zwar noch immer Vorbild und
auch für den oberflächlichen Betrachter erkennbar, doch
der Künstler setzt Farben und Formen sehr bewusst ein, um die
oft recht wechselhaften Stimmungen dieses seines Landes, dessen Charakter
zu interpretieren, vielleicht noch zu überhöhen und damit
auf das Wesentliche zu reduzieren.
Weinviertler aus Neigung – und Marchfelder aus Überzeugung
Immer wieder hat auch er seinen, meist gemalten oder gezeichneten,
Beitrag zu den Heften der Schriftenreihe Weinviertel geliefert und
in Heft 7, „Wort im Weinviertel“ sind es seine Federzeichnungen,
die diese Geschichten und Gedichte in Prosa und Poesie, in Hochsprache
und in Mundart, alle aber aus dem Weinviertel und über das Weinviertel,
in die oft recht unterschiedlichen Regionen unseres Weinviertels
gliedern, bzw. zusammenfassen.
Schon damals hat er seine Floridsdorfer Heimat verlassen, ist
in Lassee, mitten im Marchfeld und trotzdem im Weinviertel, in
einer
ehemaligen Landbäckerei sesshaft geworden und hat dort, in der
einstigen Backstube die „Marchlandpresse“ eingerichtet.
Auf mehreren, längst außer Dienst gestellt gewesenen Druckerpressen,
darunter eine „Kniehebelpresse“ aus dem Jahre 1860, hat
er nicht nur seine meist recht intensiv farbigen, seltener in klarem,
kräftigem Schwarzweiß gehaltenen Linoldrucke und auch
Holzschnitte in kleiner Auflage mit „verlorener Form“ gedruckt,
sondern auch so manches Buch, auch das natürlich in begrenzter
Auflage, ist aus dieser Druck-Werkstätte hervorgegangen.
Ein Kind der Vorstadt, dem 21. „Hieb“ von Wien…..
War von „Von Hieb zu Hieb“ – eine Sandlerpassion
durch die 23 Bezirke Wiens (von den Wienern immer schon Hiebe genannt) – mit
recht herzhaften Textbeiträgen seines ebenfalls am Rande der
großen Stadt, in Groß Enzersdorf, lebenden Freundes Friedrich
Heller noch von seiner Herkunft aus der Vorstadt geprägt, so
war „Marchfeldein“ schon eine recht intensive Liebeserklärung
der beiden an das Marchfeld und damit an unser Weinviertel. Schließlich
heißt dieses Land seit P`r´emysl Ottokar „Viertel
unter dem Manhartsberg“ und damit ist auch das Marchfeld eingeschlossen.
Wie viele Ausstellungen es gewesen sind, in denen diese „Liebeserklärungen“ an
unser Weinviertel, aber auch die Bilder aus anderen Gegenden, von
Salzburg bis Breitenbrunn, von Scheibbs bis Venedig und Korsika zu
sehen waren, kann wahrscheinlich niemand mehr feststellen, auch nicht
sein „Archivar“ Walter Sebestian und schon gar nicht – so
dürfen wir annehmen – wie viele Bilder in eben diesen
Ausstellungen zu sehen waren. Von Marchegg bis Pöggstall, von
Poysdorf bis Alma Ata.
In – fast – jedem Haus im Marchfeld, im Weinviertel,
und auch darüber hinaus belebt ein Wurm die Wand, die Wände,
und erinnert die Bewohner, wie schön dieses Land ist in dem
einem keine Berge die Aussicht verstellen – manchmal leider,
wie schön es war, bevor Industrie und Verkehr es „benutzbar“ machten.
…
wird zum rundum bekanntesten Künstler des Landes
Wie sonst wäre bei einer schon vor mehr als zehn Jahren durchgeführten
Meinungsumfrage festgestellt worden, der weithin bekannteste Künstler
in ganz Niederösterreich heißt Gottfried „Laf“ Wurm.
Dass mehrere Mitglieder eines damals tagenden „Expertengremiums“ die
Frage gestellt haben: „Wer ist der Wurm?“ sei nur nebenbei
und vielleicht zur Erheiterung erwähnt.
Doch zurück zum Wesentlichen: dieser Gottfried „Laf“ Wurm,
der rundum wirklich bekannteste Künstler des Weinviertels, vielleicht
ganz Niederösterreichs, hat dieses Land immer wieder porträtiert,
in allen seinen Erscheinungsformen, in allen seinen Kleidern, im
Sommer und im Winter. Sein halbes Leben, also dreißig Jahre,
hat er mit uns verbracht und hat in unzähligen Bildern festgehalten,
was ihm Wert war, festgehalten zu werden. Er wird, so dürfen
wir getrost annehmen, auch weiterhin, nach seinem sechzigsten Geburtstag,
den er Anfang September feiert, immer wieder irgendwo in der Gegend
vor seiner Staffelei sitzen und malen, seinem fast zum Wahlspruch
gewordenen Ausspruch entsprechend: Bilder will ich malen „Bülda
wüll i malen“Zur Eröffnung der Ausstellung am Samstag,
dem 2. September 2006 ab 17.00 Uhr wird unser Landeshauptmann Dr.
Erwin Pröll „seinem“ bekanntesten Künstler
das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Niederösterreich
mitbringen. |