Ausstellungsliste nach Galerien
 Ausstellungsliste nach Künstlern

Berlin Binnendifferenz

Phase 2 - Wien

  GALERIE KRINZINGER
 2.11. - 25.11. 2000

 

Eröffnung: 31.10. 2000 um 18 Uhr


Fischer/el Sani Pia Greschner Johannes Kahrs
Henrik Olesen Tobias Rehberger Frank Thiel

Die Ausstellung "Berlin - Binnendifferenz" bietet einen konzentrierten Überblick über die junge Berliner Kunstszene: nach der Ausstellung Berlin-Binnendifferenz Phase 1, in der die Malerei den Schwerpunkt bildete, zeigen wir nun in Phase 2 praktisch ausschließlich Werke von Künstlern, die multi-medial arbeiten.

Fischer / el Sani

Berlin hat sich in den letzten Jahren als das neue Kunstzentrum Deutschlands etabliert. Der Ort Berlin hat einen Sonderstatus, da viele internationale Künstler die Stadt als temporären Wohn - und Arbeitsplatz wählen und somit wesentlich zur Vitalität der Szene beitragen. Bemerkenswert ist, daß sich so eine extrem heterogene Szene gebildet hat. Wir halten es daher für sehr wichtig diese Entwicklung in Österreich zu präsentieren. Fischer/ el Sani (*1965/1966), ein Künstlerduo, das seit 1993 zusammenarbeitet, beschäftigt sich in ihren Videoarbeit mit dem Nichtsichtbaren als in "Tokyo (sur)face - 10 Sekunden an die Zukunft denken" sind 20 japanische Jugendliche, die frontal in die Kamera blicken und sich auf den unbekannten Film hinter ihrer Stirn konzentrieren. Die Handlungslosigkeit der Einstellungen macht es dem Betrachter möglich, tatsächlich zehn Sekunden lang in ein fremdes Gesicht zu blicken und dessen Vorstellung zu imaginieren, bis schließlich das unmerklich aufsteigende Denken an die eigene Zukunft die Wahrnehmung des anderen Überlagert. Dieses subtile und lautlose Modell einer Begegnung steht paradigmatisch für die Arbeitsweise von Nina Fischer und Maroan el Sani; sowohl das Nichtsichtbare, als auch sein Austausch markieren Versenkungsgebiete ihrer Forschungen und fordern gerade dadurch immer wieder neue Visualisierungen heraus. Zusätzlich werden Arbeiten eines neuen Projektes "L' Avventura senza Fine" der Künstler zu sehen sein.Die Videokünstlerin Pia Greschner ( * 1967) vermeidet in ihren Arbeiten weitgehend narrative Zusammenhänge, reduziert das Dargestellte vielmehr auf den Moment, eine in jeder Beziehung ausgewählte besondere Situation. Anhand dieser momentanhaften Situation wird mittels Zeitregulation und Farbmodulation eine digitale, videotechnische Landschaftsmalerei erziehlt.

Johannes Kahrs

Die dargestellten Menschen scheinen keine Akteure im eigentlichen Sinne zu sein, sondern ähneln vielmehr metaphysisch diktierten Gestalten aus einer immateriellen Welt.

Beabsichtigt ist eine Verfremdung des Gewöhnlichen, aus dem eine unwirkliche Dimension freigesetzt wird. Vertrautes und Normales wird transzendent und der Realitätsgehalt nicht mehr eindeutig identifizierbar.Johannes Kahrs (* 1965) arbeitet mit Bildern, die er entdeckt hat und die voller offener Möglichkeiten sind. Es sind Bilder großer Gefühle, Bilder, die in den Medien, in der Geschichte des Kinos vorkommen.

"Bühnen" auf Podeste sind für ihn künstliche Räume, in denen die Konstellation Bild, Bühne, Ton und Licht von besonderer Bedeutung ist. Immer wird der Betrachter in die Raum - Bildsituation mit eingebunden. Für die Arbeit "Lovers" sind kurze akustische Ausschnitte von Filmen von Antonionis "L' Avventura", über Bergmans "The Silence" zu Polanskis "The Tenant", Scorseses "Taxi Driver" und anderen, von einem Lied von Paul Anka "Don' t ever leave me" und einem aus Mozarts Zauberflöte "Das Bildnis ist bezaubernd schön" zusammen montiert.

Das ganze Spektrum der Liebe, Freude, Lust, Trauer, Schmerz und Wut wird akustisch vorgeführt, durch die eigene Perspektive der Töne entstehen nahe Räume der Intimität oder der Gewalt und ferne Räume der Trennung. Die Geschwindigkeiten und Lautstärken verbinden sich zu einem abstrakten Rythmus. Durch diese Bearbeitung werden die Bilder artifiziell und formalisiert, die Bildinhalte dadurch aber auch deutlicher, intensiver - ohne wirklich anwesend zu sein. Die Arbeiten von Henrik Olesen finden ihre Ausformung in Postern, Skulpturen oder architektonischen Interventionen. Ob ein Poster, ein homosexueller Kater oder eine fragile Reh-Konstruktion einer Skulptur von Sol Le Witt, der Prozeß demonstriert de De-Konstruktion der Idee von Authentizität und kultureller Produktion.

In den Mittelpunkt gerückt wird die Präsenz von Minderheiten im Kontext von Geschichte, Gesellschaft und Institutionen der Kunstwelt. Als Beispiel von architektonischen Interventionen Henrik Olesens können die Reduktionen räumlicher Ausdehnungen in Konfrontation zum menschlichen Körper gegeben werden: Türen und Passagen werden verkleinert oder blockiert, Objekte werden zwischen neu konstruierten Wänden gequetscht. Diese Markierungen zeigen Territorien und Grenzen, wie sie in der heutigen sozialen Landschaft vorkommen.

Durch die Verwendung von billigen, vorgefundenen Materialien wie Styropor oder Karton, der Zerbrechlichkeit der Arbeiten von Henrik Olesen wird die Stabilität unserer kulturellen Umgebung in Frage gestellt. Für Tobias Rehberger (*1966) sind Design und Architektur benutzbar, bewohnbar und gestaltbar.

Dinge, die ihn umgeben, die bereits gestalterisch und funktional durchorganisiert sind, werden dekontextualisiert, beziehungsweise neu entworfen, wodurch sie zum einen ihre (serielle) Anonymität verlieren und Kräfte freigesetzt werden können, die im Entwurf nicht vorgesehen sind.

Tobias Rehbergers Bücherregale sind Möbel für das Heim, sind aber auch seriell aufeinander abgestimmt wie eine Familie. Die Holzregale werden mit Büchern der gleichen Cover-Farbe gefüllt - Hellviolett trifft auf Orange, Schwarz auf Rot. Hier kann man den Koloristen Rehberger nicht verleugnen und die scheinbar anonyme Meterware wird zum authentischen Künstleroriginal.Frank Thiel (*1966) In gewisser Weise sind die Photographien von Frank Thiel in ihrer Entwicklung Ausdruck des historischen Wandels in Berlin. Er hat NVA Soldaten photographiert, und wie unter dem Weichzeichner zu entr¸ckten Wesen einer vergangenen Epoche gemacht, nicht mythisch, sondern dem Grad der politischen Entrückung entsprechend ziemlich ironisch.

In der in Wien zu sehenden Arbeit beschäftigt sich Frank Thiel mit ‹berwachungskameras, angebracht überall in der Großtadt, (in Eingangsbereichen, Kaufhäusern, Gebäudeecken, etc.). Die urbane Aktivität wird aufgezeichnet und gespeichert. Die Stadt wird ein einziges Filmset, in der sich die Bewohner in der Rolle von Statisten wiederfinden.Die Ausstellung wurde von Bettina M. Busse und Thomas Krinzinger kuratiert.

 

Tobias Rehberger

Frank Thiel

16. November 2000

Buchpräsentation

Sobredosis. Cuba
Marianne Greber

Amadeus im Steffl um 17.30 Uhr
Ein Schauspieler des Aktionstheater Ensemble liest aus dem Text

Galerie Krinzinger um 19.30 Uhr
Buch-Bild-Party
DJ: Thomas Mießgang