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ERWIN WURM

»am I a House?«

  GALERIE KRINZINGER
  15.09. – 29.10.2005
 

Vernissage: am Donnerstag, 15. September 2005 um 18:00 Uhr


„Am I a House?“ist die zentrale Frage im gleichnamigen Video. Gestellt wird sie von einem Haus, dem „Fat House“, das Erwin Wurm 2004 im Rahmen der Art Basel gezeigt hat. In einem Monolog diskutiert das Haus die existentialistische Frage nach der Definition seiner selbst und dem damit verbundenen Kontext, philosophiert über Kunst, Architektur, Kunstbetrieb und Kunstkritik. Anfang der 90er Jahrebegann Wurm mit einer Fotoserie in der er den portraitierten Personen über die Veränderung von deren Körpervolumen eine skulpturale Qualität verlieh (z. B. „Me/Me Fat“, 1993). Ende der 90er folgte dann auch der Umkehrschluß - die Subjektwerdung des Objekts - in Form des „Fat Cars“. Wie das Auto ist für Wurm auch das Haus eine äußere Hülle des Menschen, die wie Kleidung zur Selbstdarstellung dient. Zusammen mit dem Auto ist das Haus das Konsumgut, das uns Menschen am nächsten ist und unserensozialen Status nach außen hin demonstriert. Doch die Hüllen der in der Ausstellung zu sehenden Häuser sind im Gegensatz zu ihren realen Vorbildern deformiert – manche scheinen zu schmelzen, anderesind zu dick. Es haftet ihnen ob der organischen Form etwas menschliches, verletzliches an, das die fitten, strammen Vorbilder der Häuser, etwa das Haus Moller von Adolf Loos, das Haus Wittgenstein, das Guggenheim-Museum in New York oder das Hochhaus von Mies van der Rohe nur noch erahnen lässt. Die Deformierung von Gebäuden nimmt bei Erwin Wurm eine politische Dimension an, wenn er mit seinen Skulpturen auf das Zerfließen und Verflüssigen festgefahrener Strukturen anspielt. Die Diktatur einer bestimmten Geisteshaltung, die starke Position von bestimmten Denkmustern und Kunstrichtungen werden durch die Skulpturen des Künstlers persifliert und in Frage gestellt. Das Guggenheim von Frank Lloyd Wright als Sinnbild einer Struktur von Macht innerhalb der Kunstwelt zerschmilzt in einer Skulptur von Wurm. Der Künstler spielt hier nicht nur auf die Auflösung der Struktur an, sondern auch auf das Wegschmelzen des Begriffs des Museums. Die gesellschaftskritische Dimension seiner Arbeit verpackt Erwin Wurmdabei auf ironisierend-groteskte Weise, die dem Betrachter über ein Reflektieren der Thematiken hinaus noch ein Lächeln abzuringen vermag.