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Hofstetter Kurt

Ich schaue in den Himmel, um mich zu erden.
Parallelität und Kreislauf 10


  GALERIE KONZETT
Wien
 26.02. - 24.04.2010

 

Vernissage: am Donnerstag, den 25. Februar 2010, um 19:00 Uhr
Zur Eröffnung spricht: Mag. Monika Pessler, Direktorin der Kiesler Stiftung Wien.
Der Künstler ist bei der Eröffnung anwesend.



Sound-, Licht- und Computerinstallationen, Skulpturen im öffentlichen Raum, experimentelle Kunstvideos, Musikkompositionen, mathematische Reflexionen und die Generierung geometrische Muster, sogenannter Parkettierungen – das Werk des Konzept- und Medienkünstlers Hofstetter Kurt (geb. 1959, Linz) ist vielseitig und vielgestaltig, dabei jedoch von höchster Konzentration und Einheit. Es sind die Themen Zeit und Raum, Parallelität und Kreislauf, denen sich Hofstetter nähert, neugierig-spielerisch und wissenschaftlich-präzise zugleich.

Vertreten auf den Biennalen Sevilla (2008) und Venedig (2009), ist er in Österreich sicher den meisten bekannt durch seine 1994-2009 im Wiener Südbahnhof installierte, heute in veränderter Konstellation prominent am Portal des ZKM Karlsruhe angebrachten, Computerinstallation Einen Augenblick Zeit: Zwei einander gegenüberhängende Monitoraugen warfen sich per Lidschlag die aktuelle Uhrzeit zu, während unter ihnen auf den Rolltreppen Reisende die Passage durchschritten – Ankommen, Abfahren, Innehalten, Wiederkehr.

Raum und Zeit reflektiert auch das internationale Medienkunstprojekt Sunpendulum mit dem Hofstetter weltweit Anerkennung fand. Seit 1996 kontinuierlich weiterentwickelt, übertragen heute zwölf in unterschiedlichen Zeitzonen rund um den Erdball installierte Videokameras Himmelsbilder per Liveschaltung ins Internet. Hawaii, Ensenada, New Orleans, Bermuda, auf die Azoren, nach Granada,

Kairo, Dubai, Kalkutta, Hongkong, Tokyo und die Marshall Inseln sind die Stationen der Zeitaugen. Ziel des Projekts ist es, einen Pavillon – Station PHI – zu realisieren, der in seinem Inneren 12 in einem Kreis installierte Monitore versammelt, die das eingefangene Licht ausstrahlen und Tag und Nacht parallel erlebbar machen: „Mit der Zeit, das heißt mit der Rotation der Erde, wandert das Licht der Sonne auf der Erde. Ein stetiger Kreislauf von Licht parallel zum Schatten, von Tag parallel zur Nacht.“

Die beim Entwurf der Station PHI von Hofstetter entdeckte Zirkelkonstruktion des Goldenen Schnitts, die 2002 im Journal Forum Geometricorum als wissenschaftliche Neuerung publiziert wurde, findet auch bei der für den öffentlichen Raum geschaffenen Skulptur N.I.C. – nature is cool Anwendung. Die an der Ecke Langegasse – Laudongasse im 8. Wiener Gemeindebezirk 2009 aufgestellte – und heuer anlässlich der Ausstellung in der Galerie Konzett erstmals als Edition präsentierte – Skulptur beruht auf einer Proportionsstudie mit Zirkel und Lineal, die aus ihrer Zweidimensionalität heraus in den Raum gehoben wurde: Drei Kugeln, versetzt übereinander angeordnet und scheinbar außer Balance geratend, bilden eine plastische Gleichzeitigkeit von Stabilität und Labilität. Obwohl diese Skulptur nach klar nachvollziehbaren Prinzipien realisiert wurde, bleibt dem Betrachter das geometrische Schema verborgen, ähnlich, wie man auch in der Natur – beispielsweise bei den Blütenblättern der Rose oder den Blütenständen einer Sonnenblume – erst bei näherer Betrachtung den geheimen Bauplan der Natur wahrnimmt, der den zart wirkenden Pflanzen Struktur und Halt verleiht.

Es ist die „Faszination am ekstatischen Auftritt des Goldenen Schnitts“, am Spiel mit einem „abstrakten“ Vokabular aus Kreisen, Diagonalen und Dreiecken, die Hofstetter auch bei der Generierung seiner Tilings zu immer neuen Mustern anregt, und ab 2003 zu einem neuen Werkzyklus führt, den so genannten induktiven Rotationsbildern. Nach exakten Vorgaben – wiederholte Drehung und Parallelprojektion – entsteht aus einem einfachen Grundmuster ein statisches Musterbild, das durch die Rezeption eine optische Dynamik erfährt, der man sich nicht entziehen kann. Angesichts der sich scheinbar ins Endlose ausdehnenden Muster muss das Gehirn bei seinem steten Versuch, Symmetrien zu erkennen und die objektive Gestalt mit der subjektiven Wahrnehmung in Deckung zu bringen, scheitern. Oder anders ausgedrückt, unser Intellekt und visueller Sinn wird angeregt, den aperiodischen Formenkanon als Aufforderung zu unverstellter, neuer Wahrnehmung zu begreifen und den Hofstetterschen Arabesken mit wachem Blick nachzuspüren: „Das besondere an den Arbeiten von Hofstetter“ sei, so Wolf Günter Thiel, dass sie „geometrisch betrachtet selbst Realität sind und als solche verständlich sind. Erst dann setzt im Sinne des radikalen Konstruktivismus die Sinnsuche ein.“