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Paul Horn

zu wenig liebe für alle

  KNOLL GALERIE
 05.09. - 05.10.2013

 

Vernissage: am Mittwoch, dem 04. September 2013, um 19:00 Uhr  



Die Ausstellung "zu wenig liebe für alle" zeigt Bunker unterschiedlicher Bauart, die vom Künstler Paul Horn variiert und in Modellformat aus armiertem Stahlbeton gegossen wurden. In die kalten und scheinbar leblosen Objekte hat er Screens integriert, die Videos mit bekannten Reden oder Ansprechen zeigen.

"Der Bunker manifestiert eine Architektur, die das Äußere und das Fremde als bedrohlich kennzeichnet. Sie sind Gebäude des Krieges in seiner heißen Phase. Der "kalte" Krieg, der dem meist vorausgeht, ist in nicht geringerem Ausmaß von Misstrauen geprägt. Gleichzeitig ähneln Bunker aufgrund des giessbaren Baumaterials Beton häufig modernistischen Gebäuden.
In den Bunkerobjekten laufen Videos, die sich mit Ritual und Praxis der gesprochenen Rede beschäftigen. Sei es der politischen Rede, der religiösen Predigt, des wissenschaftlichen Vortrags, des proklamierten künstlerischen Manifests, den weisen Belehrungen eines Gurus, der Bilanzrede von CEOs vor den Aktionären, etc. Im Gegensatz zu individuellen Erfahrungen, die jeden begleiten und weiterbringen, hat die Rede immer die Form einer Belehrung eines Wissenden gegenüber einer Menge von Unwissenden. Die Praxis der Rede ist hierarchisch, anders als der Dialog oder die Diskussion mehrerer miteinander. Redner sind in verschiedenem Ausmaß von den Zuhörern entrückt, auf vergoldete Kanzeln gehoben, auf Podeste gestellt, von Mikrofonen umzingelt, hinter Plexiglas-Pulten verschanzt. Die präsentierten Gedankengebäude neigen oft dazu, sich zu verselbständigen, zu Dogmen zu werden, die gedanklich Kontrolle ausüben. So wie der anfangs flüssige Baustoff Giessbeton schlussendlich sehr hart wird, so verfestigen sich Worte und Ideen zu hohlen Phrasen oder gefährlichen Dogmen. Die manipulative Kraft der Sprache wird zum Bild einer konstruierten Wirklichkeit." Paul Horn