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Patrick Schmierer

1 Mann, 1 Ball

  KNOLL GALERIE
 12.06. - 31.07.2010

 

Vernissage: am Samstag, den 12. Juni 2010, ab 11:00 Uhr
Galerienfrühstück im 6. und 7. Bezirk 11 bis 15 Uhr


Patrick Schmierers im Umfeld einer abstrakten Kunst angesiedeltes Werk zeichnet sich durch eine Offenheit aus, die Arbeiten vom klassischen Tafelbild bis zum konstruktivistischen Objekt integriert und auf eine experimentelle Haltung des Künstlers im Umgang mit Farbe und Materialität verweist.

In seinen Bildern beschäftigt sich Schmierer nicht nur mit linearen Strukturen, Form- und Flächenbeziehungen, er begibt sich auch an den physischen Anfang jedes Bildes – den Bildträger an sich. So „spannt“ er Leinwände schon mal mittels Magneten und überführt die „statische vorstellung eines tafelbildes in seiner fixiertheit in eine dynamische, wandelbare […]“1. Die solchermaßen befestigte rohe Leinwand schlägt Falten. Dies ist ganz im Sinne Schmierers, der den Bildträger gerne auf seine dreidimensionalen Qualitäten prüft. In den kleinformatigen Arbeiten auf Holz lässt er Acryllack aus einer Bohrung am oberen Bildrand, die gleichzeitig als Aufhängung dient, fließen. Die Hartfaserplatte suggeriert ein Innenleben, ein Dahinter, das nur darauf wartet freigesetzt zu werden, ausbrechen zu können. Der Prozess des Fließens wird erst durch die Begrenzung der Bildfläche gestoppt, an dessen Rand sich gehärtete Farbtropfen in den freien Raum wagen.

Mit dem Verlauf der Linie experimentiert Schmierer auch in anderen präzise ausgeführten Arbeiten, in denen er die mit Spritzen aufgetragene Farbe den Bildträger entlang fließen lässt – einerseits gesteuert durch den Künstler selbst, andererseits dem Zufall der Schwerkraft überlassen. Fließrichtung und Einfluss der Gravitation negiert er durch entsprechende Hängung. Die Viskosität des Farbmittels in Verbindung mit dem homogenen Untergrund bereitet den Raum für rhythmische Reihungen in vielfarbigen Variationen bis hin zu exakten geometrischen Kompositionen. Durch das dichte Aneinanderlegen einfarbiger Linien wird eine nahezu monochrome Wirkung erzeugt.

Schmierer knüpft in seinem Werk an konstruktivistische Überlegungen an, etwa an die gegenstandslose Formensprache als „Nullpunkt“, wie sie Malewitsch propagierte: Nicht der reale Gegenstand, sondern die Farbe sei der Ursprung der Malerei. Das Ausloten der Übergänge vom Bild zum Objekt sowie das Material als Bedeutungsträger sind zentrale Punkte in der frühen abstrakten Kunst.

Schmierers experimentelle Grundhaltung gegenüber Medien, Techniken und Materialien zeigt sich in seinen jüngsten Thermolackarbeiten: Durch speziell bearbeitete Oberflächen mit Interferenzlacken erscheint dem Betrachter die Arbeit je nach Blickwinkel in einem anderen Farbton oder verändert ihre Farbe durch Berührungswärme. So erfindet sich das Bild immer wieder selbst neu. Bauten aus Holz und eingefärbtem Klebstoff lassen sich auf beweglichen Sockeln im Raum verschieben. Anstatt eines statischen Kunstbegriffs verfolgt Schmierer eine dynamische Werkvorstellung, die die Position des Betrachters mit einbindet.

1 Patrick Schmierer, twitch (Werkkatalog), S. 3