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Rupert Eder

Fearless Light

 Galerie Ulrike Hrobsky
 03.09. - 09.10.2021

Eröffnung: Donnerstag, 2. September 2021_17.00 - 20.00
es gelten die aktuellen Covid-19/Corona Verordnungen


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Schon im Vorschulalter beeindruckten ihn Bilder von Wilhelm Leibl (wohl der bedeutendste Maler des dt. Realismus), denen er wöchentlich in der Dorfkirche begegnete und weckten so sein Interesse. Während seiner gesamten Schulzeit zeichnete und malte er, wobei Deckweiß eine kuriose Faszination auf ihn ausübte, da es ihm ermöglichte den üblichen, dünnen Wasserfarben Pastosität und Farbkraft zu verleihen. Diese Faszination führte ihn schlußendlich zu dem alles in seinen Werken zugrundeliegenden Element – der bestimmenden Materialität der Farben.

Diese, sowie die beständige Suche nach dem, aus den unendlichen, vielfältigen Möglichkeiten an bildhaften Farbkompositionen existierenden, guten Bild an sich, als „überzeitliche“ Präsentation und auch seine bewußte und genial einfache Umformung pseudo-drei-dimensionaler Sehenserlebnisse in, wie er sie nennt, „überräumliche“, bilden Rupert Eder’s Gestaltungsstabilität verleihendes Trigon im Kosmos der Malerei. Daraus läßt sich konsequenterweise die Wertigkeit für, aber vor allem die Wirkung auf den Betrachter mit einem seiner Leitsätze wie folgend zusammenfassen:

„Ein Bild ist gelungen, wenn es den Betrachter anzieht, wenn es fähig ist eine Magie zu entfalten.“

Wie dürfen wir nun dieses Kraftdreieck seiner Kreativitätsbasis verstehen ? Aus seiner Auseinandersetzung mit den Meistern der Renaissance ergaben sich für Rupert Eder sowohl eine traditionelle, als auch revolutionäre Umsetzungsregel. Traditionell - um die jeweilige vorgestellte Farbmaterialität zu erreichen, machte er spätest zur Jahrtausendwende die Pigment(zu)mischung und damit seine eigene Farbherstellung zur lebenslangen Aufgabe und Lernprozess.

Dies lässt ihn den Trocknungsprozess mit seinen sich dynamisch verändernden Farbumschlägen dank Perlmutt, Eisenstaub, Kalzitkristallen uam., genauso wie den Einfluss des Pinselstriches per se minutiös studieren, um so u.a. die oft irisierenden Farbeindrücke prognostizieren, mehr noch, antizipieren zu können. Bemerkenswert dabei, dass sich Rupert Eder, kritisch hinterfragt, selbst erst die vergangenen zehn bis sieben Jahre seines Schaffens ausreichendes Können zugesteht.

Hinzukommt, dass er zu der Wichtigkeit der Materialität auch die der Farbunterlage einbezieht. So arbeitet er weltweit, mit den Aquarellfarben unterwegs, immer auf der Suche nach neuen, seltenen wertvollen und spannenden Papiersorten, so entstehen immer wieder neue Arbeiten unter der Sonne des Mittelmeers, an einer skandinavischen Küste, einem New Yorker Hotelzimmer. Revolutionär - das Überräumliche oder „raumfreie“ seiner Malerei erzielt er indem er die gerade in der Renaissance gewonnene Sicht der Zentralperspektive und daraus folgende Erkenntnisse zur Tiefenschärfe rigoros über Bord wirft. Der Fluchtpunkt wird ausgespart bzw in das Auge des Betrachters verlegt, die Ränder und Kanten der Pinselstriche bewußt diffus gehalten. Seinen primären Ansatz dazu können wir an den mehrjährigen Serien der Rotoren erkennen, welchen er nachfolgend in seinen Schlingenbildern weiterentwickelt hat.

Die dritte Komponente, die „Überzeitlichkeit“, bezieht Rupert Eder, wenig verwunderlich, aus der Existenz der Höhlenbilder wie z.B. der Cro-Magnon Menschen.

Er formuliert dazu: „Gute Bilder haben etwas überzeitliches, sie schweben sozusagen über dem zeitlichen Ablauf.“ [R. Eder] Daraus postuliert er im Rückgriff auf die amerikanische Malerin Agnes Martin, die ihn seit seiner Münchner Zeit stark beschäftigte, weiter:

„Es gibt keine Bedeutung in meiner Arbeit, Form und Farbe sind der Inhalt, die Gemälde sind einfach da, existieren.“ So entstehen Rupert Eder’s Bilder ohne theoretischen Überbau, ohne jede Vorlage aus dem realen Leben, als reines Arbeiten und Fortschreiten, Vorantasten, Erforschen und Suchen nach neuen Ausdrucksformen. Malerei, um des Sehens, des Erlebens, des Erfahrens willen.

Damit können wir zusammenfassen: Durch die völlige "Bedeutungslosigkeit der Bildinhalte" strebt Rupert Eder nach "überzeitlicher Darstellung" sowie durch die defacto Herausnahme des zentralperspektivischen Fluchtpunktes und dem Verschwimmenlassen der Pinselstrichränder erreicht er dazu eine quasi "überräumliche Darstellung", losgelöst von Zeit- und Raumbezug. Seine Freiheit - in letzter Konsequenz.

Rupert Eder
geboren 1968, in Bad Aibling (Bayern) Nach der Matura Leistungssport bei der Bundeswehr (Langstreckenlauf) und Ausbildung zum sanitäter entstand zunächst der Wunsch Medizin zu studieren. Aus humanistischem Bildungsdrang heraus jedoch Entscheidung für ein Philosphie- Studium (1991 – 1995) an der Hochschule für Philosophie der Jesuiten in München mit dem Abschluss Magister Artium. Parallel dazu intensive Auseinandersetzung mit M. Lassnig, A. Giacometti u.a., die zur Einrichtung eines eigenen Ateliers und 1995 bis 1999 Assistenz bei Jon Groom führen. Begegnungen mit Brice Marden, Sean Scully veranlassen ihn freischaffender Künstler zu werden. Er lebt und arbeitet in Dießen am Ammersee.


Abbildungen:
links: Rupert Eder, still life, 2012, Öl auf Leinen, 240 x 180 cm
rechts: Rupert Eder sator, 2012, Öl auf Leinen, 240 x 180cm