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Jörg Bach | Bettina Paschke | Walter Weer

Relative Nähe

 Galerie Ulrike Hrobsky
 20.09. - 31.10.2018

Eröffnung: Mittwoch, 19. September 2018, 19.00
Es spricht: Ulrike Jakob


bild
Credits:
Jörg Bach _Neuland_2018_4_Corten_76 x 159 x 5 cm
Bettina Paschke_Rapid Lines 75_Zeichnung_20 x 20 cm
Walter Weer_Erewan_2018_Karton_Papier über Holz_94 x 94 x 11 cm

Jörg Bach:
geboren 1964 in Wolgast (M.-Vorpommern)
1983-1986 Praktikum bei Bildhauer Roland Martin
1986-1991 Studium der freien Bildhauerei an der
Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei
Prof. Walter M. Förderer und Prof. Hiromi
Akiyama
1988-2001 Künstlerische Lehrtätigkeit an der Städt. Jugendkunstschule Tuttlingen;
Aktuell - Mitglied im Künstlerbund Baden-Württemberg und der Neue Gruppe München.
Lebt und arbeitet in Mühlheim/Donau.

Früh schon, während seiner Studienzeit, entschied sich Jörg Bach mit Stahl zu arbeiten, obschon er seine Aufnahme an der Akademie mit einer Steinskulptur erreichte. Stahl ist für ihn sowohl additiv, als auch subtraktiv einsetzbar, der Gegenwart entsprechend und vor allem, weil er das Werk von Anfang bis Ende in seinen eigenen Händen behalten will, was er beim zB. Guß nicht könnte.

Dennoch sollten aber seine oft großformatigen Frottagen und Zeichnungen in ihrer Wichtigkeit für sein Gesamtschaffen nicht unterschätzt werden. Die Zeichnungen und Frottagen gäbe es nicht - zumindest nicht in dieser Art und Weise – ohne Stahlplastiken. So arbeitet er auch nicht analytisch einer Theorie folgend; Zeichnung und Frottage sind bei ihm nachträglich.

Künstlerische Phasen oder Schaffensabschnitte suchen wir bei Jörg Bach vergeblich, seine Entwicklung ist durch das Aufgreifen ihn interessierender Themen über die Zeit geprägt.

So bestimmten in den vergangenen Jahren dieses Jahrtausends die Themen wie die nachgenannten seine Arbeiten - .
- „Perlentürme“ (seit 2003)
- „Reflektoren“ (seit 2007)
- „Selbstfinder“ (seit 2012)
- „Höhlenblöcke“ (seit 2013)
- „Neuland“ (seit 2017)
Diese Themen werden bei ihm zu Objektserien mit zumeist spontan, weil situationsbezogen ausgelösten Entwürfen, verarbeitet. So erzählte er einmal schmunzelnd: "... meistens habe ich es schon gut vor Augen, so wie die Vorstellung im Hinterkopf; so ist mir schon manche Idee beim Morgenkaffee gekommen"

Alles kann zur Inspiration werden. Fällt der Blick auf eine da liegende Hose, so kann sie zu einem Objekt werden. "Liegende Hose" ist eine der größten seiner Arbeiten mit drei Metern auf drei Meter achtzig, nicht mit einem Blick zu erfassen, sondern nur zu erwandern, der Eindruck laufend mit der Position des Betrachters wechselnd.

Und so fehlt seinen Arbeiten alles Ruhige und Statische, sie scheinen in Bewegung zu sein insbesondere wenn der Betrachter sich um das Objekt bewegt, womit Jörg Bach sein erklärtes Ziel so beschreibt:

„ich möchte den Betrachter bewegen und nicht das Objekt um ihn; wobei die Frage im Raum steht - wie geht die Form weiter, wie löst sie sich auf, wie kann diese Fläche zu dieser Form passen.".

Bettina Paschke:
- 2004 Diplomabschluss - Studium der Architektur in Graz, Venedig (I) und Oslo (N).
2005 – 2007 freie Projektarbeit im Kulturbereich
2008 – 2014 wissenschaftliche Projektassistenzen und Lehrtätigkeit / TU Graz; seit 2015 Projektassistenz Architektur-Archiv der TU-Graz
seit 2016 Mitglied der Künstlergruppe Essentials.
seit 1998 freischaffend künstlerisch tätig.

Imaginäres Textil, das seine Eigengesetzlichkeit webt, sich der Kontrolle entzieht, und seine Textur zu ergründen sucht. Die rapid lines spielen der gewählten Ordnung einen Streich, stolpern und gehen weiter im gefundenen Rhythmus. Ein Strich bedingt den nächsten. Aus der Ferne betrachtet, entzieht sich das abstrakte Spiel dem Überblick, es flirrt. Der Blick hakt sich fest am Detail.

Die Linien fangen Stimmungen ein und verdichten sich selbst zu Atmosphären, eine Samm-lung rastloser Aggregat-zustände - diffus und nebelig. Wie ausgestanzte Ausschnitte nehmen die Blätter das Unscharfe unters Vergrößerungsglas. Manche scheinen ver-wandelt in real greifbare Momentaufnahmen, filigran und flüchtig. Bisweilen zu Schlitzen in lichtloser Dichte komprimiert zieht das Verborgene an. Die Lust steckt im Verknappen, Fokussieren, Beschränken - je einfacher desto besser. (Bettina Paschke, 2015)

Walter Weer:
geboren 1941, in Wien
Naturwissenschaftliches Studium Universität Wien, Studium an der Hochschule für Angewandte Kunst Wien.
1995/96 Gastprofessur an der Hochschule der Bildenden Künste Budapest.
1998 Bühnenbild an der Elisabethbühne Salzburg
Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst

Der 1941 in Wien geborene Naturwissenschafter und Absolvent der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien lädt die BetrachterIn ein, seine Objekte zu hinterfragen, sich in eigene Gedankenwelten zu verstricken – nicht Gegebenes als nackte Tatsachen zu akzeptieren, sondern den Blick zu schärfen und Details zu erkennen.

Walter Weer sammelt Ideen und Materialen gleichermaßen. Zur Idee findet er das Material – und das Material führt möglicherweise zu einer neuen Idee – das Werk entsteht aus Zusammenspiel von Konstruktion und Dekonstruktion – parallel zum Zusammenfügen, Verfestigen der Konglomerate, erfolgt das Ausschneiden, kontrolliertes Zerstören, Abreißen und wieder Zusammenfügen, das Verknüpfen, aber auch das Öffnen und Abziehen von Oberflächen - und das Ergebnis fühlt sich richtig an – nicht unbedingt durchschaubar – dennoch echt.

Schnörkel, das Gefällige, Schmückendes sind nicht Walter Weer’s Themen, denen er sich in seinen Arbeiten stellt. Seine Objekte wirken manchmal noch roh, halbfertig, fragmen-tarisch eben – ein Werk zwischen Anfang und Ende. Das Objekt ist da – wie zufällig – eine lapidare Sache. Das Material ist von Anfang an Ausgangspunkt und Endpunkt seiner Überlegungen. Dabei arbeitet er mit industriell vorgefertigten Produkten wie Karton, Papier, und bedrucktem Zeitungspapier.

Allein die Beschaffenheit des Materials, seine weiche, biegsame, formbare Oberfläche interessiert ihn ebenso wie die vielschichtige Bedeutung die hinter den Verpackungs-kartons, Seilen, dem Zeitungspapier und dem Netz liegt. Das Material wird durch den Eingriff des Künstlers aus seiner ursprünglichen Funktion herausgelöst und in seiner Oberfläche verändert.