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Lineare Systeme

Regina Hadraba – Renate Lohrmann

 Papiermuseum Steyrermühl
 05.06. - 15.07.2012

Vernissage: am Sonntag, dem 03. Juni 2012, um 11:00 Uhr
 

Österreichisches Papiermuseum
4662 Steyrermühl, Museumsplatz 1
Tel: +43-(0)7316-3951
Fax: +43-(0)7613-8834
email: papier.druck@aon.at
http://www.papiermuseum.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-16 h

Leitbild und Zielsetzung

Österreichisches Zentrum des Papiers.
Der künstlerische Einsatz des Werkstoffs Papier hat sich in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Schwerpunkt im Ausstellungsgeschehen des Museums entwickelt. Papierkunst, in den zahlreichen unterschiedlichen Möglichkeiten internationaler Künstlerpositionen, wurde zum zentralen Thema. In Relation zu seiner langen Geschichte als Zivilisationsprodukt (insbesondere als Beschreibstoff) ist die Geschichte des Papiers in der bildenden Kunst noch relativ kurz. Zwar wurde es schon früh als Trägermaterial für Zeichnungen und Druckgrafiken verwendet, als autonomer Werkstoff wurde Papier jedoch erst im 20. Jahrhundert entdeckt. Als kunstwürdiges Material fand es zunächst durch die Kubisten und Dadaisten Eingang in die Collage. Autonomes plastisches Werkmaterial wurde Papier dann erst in der Nachkriegszeit als Künstler mit neuen Materialien und Bearbeitungsmethoden experimentierten. Trotz Computerzeitalter erfährt dieser Werkstoff im 21. Jahrhundert wieder eine Renaissance und ist attraktiver Werkstoff für Künstler.

Die während der Ausstellungssaison präsentierten Arbeiten erleben ihren stets intensiv vom Publikum wahrgenommenen jährlichen Höhepunkt in den Sommermonaten. International wurde der Beginn mit der Ausstellung "Paper Road" im Jahr 2006 gesetzt, welche vom IAPMA (International Association of Paper Makers and Paper Making Artists) Kongress begleitet wurde. Im Jahr darauf startete die Ausstellung "Paper Art Factory" und 2008 "dimension fragile", eine Gegenüberstellung von Arbeiten europäischer und chinesischer Künstler, begleitet durch einen dreisprachigen Katalog. Diese Ausstellung fand anlässlich der OÖ. Landesausstellung große, auch internationale Beachtung. 2009 standen hochkarätige Ausstellungen auf dem Programm: So zeigte der bekannte deutsche Künstler Peter Weber einen Auszug aus seinen Papierfaltungen, die aufstrebende deutsche Künstlerin Angela Glajcar verwirklichte im August in Steyrermühl eine Groß-rauminstallation. 2010 wurden zwei österreichische Positionen in der Papierskulptur/-installation durch die Oberösterreicherin Christa Mayrhofer und Ingrid Cerny aus Wien gezeigt. 2011: Build up and Cut out Alexandra Deutsch und Stefannsaffer (D) Mit dieser Kontinuität der hochkarätigen Ausstellungstätigkeit soll das österreichische Papiermachermuseum an die großen und international anerkannten Museen in Rijswik und Düren nicht nur anschließen, sondern gleichgestellt werden und als Partner zu Kooperationen und EU-Projekten eingeladen werden.


Die Ausstellung / die ausstellenden Künstler
Regina Hadraba und Renate Lohrmann
In der diesjährigen Ausstellung werden zwei Künstlerpositionen gezeigt, die in ihren Arbeiten der Linie große Aufmerksamkeit geben. Während bei Regina Hadraba die Linie verdeckt aufs Papier „monotypiert“ wird, führen bei Renate Lohrmann die Linie über Farbflächen am Karton zur weiblichen Figur.

Regina Hadraba
Regina Hadrabas Bilder entstehen in der Technik der Monotypie. Die Künstlerin zeichnet nicht direkt auf dem Bildträger, sondern auf einem mit schwarzer Ölfarbe eingefärbten Stoff, den sie auf das Papier oder auf die Leinwand legt. Die Linien, die die Künstlerin auf dem Stoff zieht, drucken sich auf den Bildträger ab. Während der Arbeit dreht und verschiebt sie den eingefärbten Stoff, hebt ihn auch ab, um einen Teil der Arbeit zu prüfen, legt ihn wieder auf und führt die Zeichnung weiter. Dr. Andrea Fürst

Ihre Darstellungen bewegen sich zwischen klarer konzeptioneller Vorgabe mitsamt all den Geboten und Verboten, die das künstlerische Bewusstsein Hadrabas macht, und expressiven Gesten. Das Werk zeichnet sich bei aller Klarheit und bei allen Geheimnissen, die dazwischen liegen, durch einen Minimalismus aus, der einfach ahnt, wann ein paar Strichgebungen mehr den Bildrahmen sprengen könnten. Die im nunmehr positiven Sinne als „Gekritzel“ zu bezeichnenden Gesten sind intellektuelle Zeichen, die als bewusste und gleichsam sinnliche Marker dienen – es ist keine kühle Form, die uns hier ansieht, keine konzeptionelle Formstrenge, aber erst recht keine Beliebigkeit. Es wird keine Form aufgezwungen, es wird keine Lesart oder Deutung versprochen oder versucht. Die Reduktion bewirkt Konzentration, doch das Gefühl geht immer mit auf diesen auch bildlich wortkargen, aber sehr entschiedenen Landschaftsvermessungen. Das Figurative drängt sich vor und wird im offenen Dialog reflektiert. Mag. Marcus Maida Regina Hadrabas Arbeiten im Papiermachermuseum Steyrermühl begeben sich in jene Dimension der Zeichnung, die nicht mehr einem überschaubaren Papierformat angehört, sondern einem, dass ohne einem performativen Einsatz nicht mehr bewältigt werden kann. Die Monotypie verbleibt nicht im Auge-Hand-Radius sondern erschließt sich einem Papierformat, das durch Positionswechsel der Zeichnerin unterschiedliche Bewegungsabläufe festhält. Auf vier Meter langen Papierbahnen befinden sich unsichtbare Checkpoints, von denen aus die Künstlerin ihre Linien ausfährt, damit sich diese miteinander verbiegen, sich voneinander abreißen, wieder zusammenwachsen, verknäueln oder eng zusammen führen.

Renate Lohrmann
Künstlerstatement:
Wohl bekannte Bilder, übliche Begriffe werden umgesetzt, nicht übersetzt. Das althergebrachte Gefüge als Bodensatz der Gedanken ist nicht willkommen, nicht mehr hilfreich. Vorstellungen, Annahmen kippen, brechen, überlagern sich unaufhaltsam. Kein Recht auf Gewohnheit, kein Anspruch auf Verbundenheit, kein Halt in Erinnerungen, keine Gewissheit, ein Besucherstatus im eigenen Bewusstsein, befremdlich in dementer Betrachtung, gefährdet durch stereotype Invasionen. Die Vernetzung wird einmal als Sicherheitsgitter, ein andermal als inakzeptable Raumbeschränkung empfunden; den Code zu entschlüsseln; eine Unmöglichkeit.

In Steyrermühl werden Raumgitter (300 x 350 cm) gelegt mit 30 Kartons à 50 x 70 cm. Die Kartonebene bewegt sich von einer glatten bis zu einer gebrochenen / geknickten Oberfläche. Die figurativen Motive (gemalter / gezeichneter Gestus) verändern sich durch die Form des Bildträgers.