Biographisches
Robert Mittringer wurde 1943 in Asten, Oberösterreich, geboren.
Er ist Mitglied der Künstlervereinigung MAERZ und hat schon
zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in Österreich,
Deutschland, der Schweiz, Italien, Ungarn und der Tschechei. Seine
Werke sind in diversen öffentlichen Sammlungen im In- und
Ausland zu sehen.
Material und Technik
Robert Mittringer ist sowohl als Maler und Zeichner, wie auch als
Plastiker (Objektgestalter) tätig. In allen Bereichen arbeitet
er mit sogenannt 'armen' Stoffen wie Karton, sei es Verpackungskarton
oder Pappschachteln, und Papier. Die charakteristischen Pigmente,
welche in seinem Werk dominieren, das starke Orange, Schwarz, Weiss
und Beige, gewinnt er aus Sand, Graphit, Asche und Ziegelmehl.
Karton, dessen Erscheinung durch kleine bis grössere Eingriffe
verändert wird, bildet meist den Ausgangspunkt für seine
Objekte. Bleibt die ursprüngliche Form nicht bestehen, so
wird der Karton gequetscht, verdreht, zerrissen, geknickt, verschieden
beleuchtet, schattiert und bemalt. Zusätzlich bringt der Künstler
Sinnestäuschung und Verwirrung, was das Material anbelangt,
mit ins Spiel, indem er Karton zeitweilig in Aluminium, Eisen oder
Stahl giessen lässt oder der Oberfläche von Karton den
Glanz von Metall verleiht. Somit wird das Unterscheidungsvermögen
des Betrachters in Frage gestellt. Wir sind gezwungen, die Objekte
zu berühren, denn auf unsere Augen alleine können wir
uns nicht verlassen. Mit der Sinnestäuschung zwingt er uns
zu einer neuen, intensiveren Auseinandersetzung mit Materialität.
Bildträger für seine Zeichnungen sind sowohl altes, vergilbtes
Papier als auch Fragmente von Verpackungskarton. Die Form des Bildträgers,
die kaum je regelmäßig rechteckig ist, beeinflusst die
Bildkomposition. Bildsprache und künstlerisches Anliegen
Eine schwere, gefüllte Schachtel wird auf eine leere gestellt.
Die untere bricht unter dem Gewicht zusammen. Die Werke von Robert
Mittringer zeichnet sich durch eine schlichte, ja minimalistische Ästhetik
aus. Das Material und seine Charakteristika ergeben einen wichtigen
Teil der Bildsprache. Der Künstler erläutert, dass "erst
aus dem umfassenden Bewusstsein um Bedeutung, Funktion und Möglichkeit
dieser Stoffe" sich die weitere Gestaltung ergibt.
In seinen Zeichnungen findet der Stift scheinbar willkürlich
einen 'unsichtbaren' Punkt oder Fleck irgendwo auf dem Blatt, umreißt
und umkreist ihn, erforscht ihn in zaghaft-kantig verlaufenden
Linien. Die Signatur des Künstlers gesellt sich als unleserliches
Gestaltungsmittel ins Bild. Hell und Dunkel werden einander gegenübergestellt,
hier schwarze Flächen und Linien, dort ein kecker oranger
Fleck.
Robert Mittringer schafft aus 'Second Hand'-Materialien Originale.
Er empfindet "die Notwendigkeit, zurückzugeben, den Kreislauf
aller Dinge nicht zu unterbrechen." Alles ist wieder verwendbar;
und somit tritt er gegen die Wegwerf-Mentalität unserer Gesellschaft
an. Der Künstler setzt sein Anliegen um, indem er ein Stück
Wirklichkeit in seine Werke integriert, die Wirklichkeit direkt
verwendet und nicht lediglich abbildet, ähnlich wie 'Les Nouveaux
Réalistes'. Mittringer spricht von 'weiterführender
Transformation'. In seinem Werk sucht er eine Spannung zwischen,
wie er sagt, "rationellem Vorgehen und intuitivem Eingriff".
Die Fremdeinwirkung oder der 'bewusste Akt', wie ihn Thomas Filliz
in einem Katalog nennt, ist die gestaltende Kraft. Der Kontext
macht diese zur künstlerischen Kraft, die aber etwas bewirkt,
was sie nur bedingt mitbestimmen kann. ein gewisses Element an
Zufall scheint in allen Werken Mittringers präsent zu sein.
Das Endprodukt, das Kunstwerk, ist so in einem gewissen Masse auch
Zufallsprodukt. Im 4. Raum der Galerie: Karton als Werkstoff -
drei Künstler
im Vergleich
Liz Gehrer / Robert Mittringer / Walter Weer
Papier ist ein wunderbares Medium für dreidimensionale Arbeiten,
nicht nur für Schüler und Bastelgruppen, wie man gemeinhin
annimmt, sondern auch für viele Künstler. Allerdings
hat es im Kunstgeschehen, das unbewusst noch immer auf Ewigkeit
angelegt ist, nicht den Stellenwert den es verdienen würde.
Dieses Missverhältnis bewusst zu machen und auszugleichen
ist unser Anliegen, hat doch eine Galerie in unserem Verständnis
auch die Aufgabe zu informieren und didaktische Arbeit zu leisten.
Papier (Pappe, Karton) gehört zu den so genannten "armen
Materialien". Während Papier als Untergrund für
Zeichnung seit Jahrhunderten gebräuchlich ist taucht es als
eigenständiger Werkstoff erstmals in den Collagen eines Braque
oder Picasso auf. Die Dadaisten liebten Papier als Expermintierfeld
genauso wie später - in den fünfziger Jahren - die Gruppe
ZERO. Mitglieder dieser Gruppe kreierten zum erstem Mal reinweiße
Papierreliefs.
Für freistehende plastische Arbeiten wurde das leichte, fragil,
verletzliche Material vor etwa 25 Jahren entdeckt, als sich auch
die Okologiebewegung formierte. Das ist kein Zufall, den Wellpappe,
also Industirepapier, möglichst in gebrauchtem Zustand, steht
sowohl für Naturbewusstsein, Umweltschutz, Recycling, als
auch für die Hinwendung zu Ethnologie und Archäologie.
Letztlich repräsentiert die Verwendung von "armen" Materialien
eine demokratische, politisch korrekte Haltung unter dem Motto: "Es
gibt keine edlen und weniger edlen Substanzen, alles ist gleichwertig!"
Wir haben für unser Projekt drei anerkannte Künstler
ausgewählt, ungefähr derselben Generation angehörend,
die sich diesem Werkstoff verschrieben haben und wir wollen deren
jeweils spezifischen Umgang mit ihrem Material näher beleuchten. |
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