Jörg Bach schweißt Bodenfrüchte und Windkörner,
Regenkelche und Perlen, Zankäpfel und Weg-Weg-Weiser, Tische
zu Hoch und Gitter. Er entwickelt große und kleine Wandobjekte,
Boden- und Freiplastiken aus Cortenstahlblech, bannt Frottagen
und Skizzen auf Papier und Leinwand. Jörg Bach ist Bildhauer
- und Zeichner.
Als Bildhauer hat sich Jörg Bach der Arbeit mit Stahl verschrieben,
einem Material, das seit dem 19. Jahrhundert für die Bildende
Kunst wachsende Bedeutung erlangt hat und heute zu den klassischen
künstlerischen Werkstoffen des 20. Jahrhundert zählt.
Das Bemerkenswerte der Werke Jörg Bachs ist die Verbindung
körperlich erfahrbarer Gegensätze und die gleichzeitige
Klarheit der Formensprache, Schlichtheit, Ausgewogenheit und zugleich
ein sensibles Gespür für wirkende Kräfte lassen
manche seiner Stahlobjekte an japanische Architekturelemente oder
chinesische Piktogramme erinnern. Die Frottagen als Abdrücke
seiner plastischen Werke nennt er selbst auch "Bildstaben",
um auf die zeichenhaft komprimierte Bedeutung, die der Gestalt
innewohnt, hinzuweisen.
Jörg Bach arbeitet nicht analytisch einer Theorie folgend,
Zeichnung und Frottage sind bei ihm nachträglich. Vielmehr
verleiht er einem Nachspüren wirkender Kräfte körperlich
und räumlich Ausdruck.
"Poetische" Titel wie "Windkörner", "Perlenturm" oder "Regenkelch" stehen
archetypischen Themenkreisen wie etwa "Gitter" und "Zankapfel" gegenüber.
Zankapfel ist eines der Themen einer Serie verschieden großer
Stahlplastiken, die in dieser Ausstellung gezeigt werden, rostig
korrodiert oder farbig lackiert, aus Dreikant- oder Vierkantrohren
geschnitten, gebogen und geschweißt. Den Formenkanon der
Verschränkungen und Durchdringungen, den der Künstler
hier in dem Medium Stahl additiv erarbeitet, wäre in den subtraktiven
Verfahren der klassischen Bildhauerei nicht realisierbar gewesen.
Stahl als Ausdruck des funktionalen Industriezeitalters wird in
Bachs Werk umgebogen zu künstlerischem Ausdruck. Hier geht
es um widerstrebende Formen und Bewegungen, die sich durchdringen
und in ihrer Gesamtwirkung doch zu Harmonie finden. So scheinen
auch die "Zankäpfel" die Überwindung der ursprünglichen
Idee der Aggression darzustellen, wie der Name es bereits in der
Verbindung eines negativ und eines positiv besetzten Wortes andeutet:
"Zankapfel" – wörtlich zwar Objekt des Streites – findet
offenbar bei Jörg Bach künstlerisch verdichtet zu einem
Ausgleich der Kräfte.
1964 in Wolgast geboren
1983 - 1986 Praktikum bei Bildhauer Roland Martin
1986 - 1991 Studium der freien Bildhauerei an der Akademie der
Bildenden Künste Karlsruhe bei Prof. Walter M. Förderer
und Prof. Hiromi Akiyama |