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Herwig Zens und Anna Maria Brandstätter

 

  GUT GASTEIL
 27.04. - 16.06.2013



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Mit einer Geburtstagsausstellung für einen langjährigen Freund von Gut Gasteil, den Maler, Druckgraphiker und emeritierten Professor der Akademie der bildenden Künste in Wien, Herwig Zens, lädt das Bildhauerpaar Charlotte und Johannes Seidl in Prigglitz im südlichen Niederösterreich ab Ende April zur Saisoneröffnung. Die Projekte der Kunst in der Landschaft auf dem 16 Hektar großen Areal werden heuer erweitert mit einer „Installation an Eschen“ von Matthias Würfel, einem „Baum-Raum“ von Johannes Seidl, Reinhard Wurm und ,Joan Mihale und „4 Wartenden auf Steinen“ von Charlotte Seidl, die in ihrer monumentalen Frauenskulpturserie auch sechs neue „Verhüllte“ präsentiert. Bereits installiert ist das Objekt „Das Ende der Landschaft. Das Ende der Stadt.“ der estnischen Künstlerin Laura Põld, in dem sie ihre Liebe zur Vermischung des Wilden mit den verfallenden Spuren der vom Menschen erbauten Formen zum Ausdruck bringt, und die „Hochhartblume“ sowie Bauminstallationen des kreativen österreichischen Baumpflegers Andreas Seichter.

Mit den „Ateliergeistern“ zeigt der 1943 in Himberg bei Wien geborene Maler, Druckgraphiker und Zeichner Herwig Zens ein ganz typisches Beispiel seines gegenwärtigen Schaffens: Großformatige Acrylmalerei, farbkräftig in grob gehaltenen Pinselstrichen und reduziert auf das Wesentliche, beobachten sie den Künstler etwas spöttisch, wie er da unerbittlich sich selbst gegenüber in seinem Atelier werkt, um all die Ideen und Projekte ins Bild zu setzen. Der Humor blitzt in Herwig Zens' Werk oftmals hervor, auch wenn die Motive zunächst nicht immer darauf hinweisen würden. Oft sind es bestimmte Themenkomplexe, um die seine Arbeiten kreisen, wie beispielsweise die griechische Mythologie, Musikstücke, die Tradition des Totentänze, der Berg Athos mit seinen Klöstern und die Alten Meister wie Goya und Velazquez. Aus der Ausbildungstradition des Post-Expressionismus kommend, haben sich seine Bilder in den vergangenen Jahren von den einst ziemlich düsteren Farben nun
ins Licht bewegt – und zum intensiven Dialog mit der weißen Leinwand. Neben der klassischen Malerei widmet sich Zens auch der Aquarellmalerei, der Zeichnung und mit besonderer Vorliebe der Radierung.

Seit 1977 führt Zens, der bis 2006 auch begeisterter Akademielehrer war und noch immer ein rastlos Reisender ist, ein reichlich ungewöhnliches Tagebuch: Die täglichen Ereignisse werden mittels Strichätzung und anderen Radiertechniken in Wort oder Bild auf Kupferplatten im Format 5x40cm festgehalten. Neben den Akademiegeistern werden daher auch einige Streifen, die Bezug auf die langjährige Verbundenheit mit dem Gut Gasteil nehmen, in der Ausstellung zu sehen sein. Neuerdings hat sich der experimentierfreudige Künstler zum ersten Mal an der Technik des Siebdrucks versucht – entstanden sind ein farbenprächtiger Zyklus rund um den Kaiser Maximilian und eine ganz neue Arbeit zu einem der immer wiederkehrenden Zens'schen Themen: den Berg Athos. Der 70 Geburtstag ist also ein willkommener Anlass, aktuelle Arbeiten und auch einen Querschnitt durch das reichhaltige Schaffen des Herwig Zens wieder einmal am Gut Gasteil in den Mittelpunkt zu stellen.

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Anna Maria Brandstätter – die reine Bildspannung

Exakte, detailreiche Strichführung zeichnet die Tuschezeichnungen der jungen Absolventin der Kunstuniversität Linz, Anna Maria Brandstätter aus. Von den Experimenten im druckgraphischen Bereich, mit Lithographie und Direktätzung und Pinselzeichnung auf Aluminium mit Tierportraits ausgehend, sind ihre Motive aus der figuralen Darstellung in die reine Bildspannung übergegangen. Im Mittelpunkt stehen die Verdichtung und
Loslösung, Rhythmus und Dynamik. Die Struktur des Tierfells ist zurückgeflossen in die Form. Die Lust am Experimentieren ist der 1977 in Amstetten geborenen und in St. Nikola/Donau lebenden Brandstätter geblieben, nun vor allem mit Farben. Auch wenn das Schwarz in den Tuschezeichnungen überwiegt, findet nun auch Sepia oder Indigo Eingang in die Linien und Schattierungen.

Immer intensiver wird die Farbigkeit in der Malerei. Die Bilder baut Brandstätter Schicht für Schicht auf mit Eitempera und Mischtechnik, die die Durchlässigkeit des Farbauftrags ermöglichen. „Die erste Schicht ist das nackte Leinen“, beschreibt Brandstätter. Schon in der Grundierung variiert sie den Farbauftrag, sodass eben diese unberührte Schicht auch einfach stehen bleibt. Der Schichtungsprozess scheint nicht nur das Bild sondern auch die Zeit zu strukturieren, denn zwischen den Farbaufträgen können Stunden oder auch Tage
liegen. Und der Farbauftrag wiederum wird für die Künstlerin mit Händen, Spachteln, Pinsel und Tüchern zur sinnlichen Erfahrung.

Die Erfahrungen des heimatlichen Strudengaus mit seinen Veränderungen der Wolkenformationen und des Nebels werden intuitiv auf die Bilder zurückgeworfen und klingen in den landschaftsartigen, wellenförmigen Formationen nach, die frei schweben und was der Betrachter zu erkennen meint, ist ihm freigestellt und keine Absicht.