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So nah – so fremd

Valentin Oman "Ecce Homo"
Charlotte Seidl "Verhüllte"

  GUT GASTEIL
 26.06. - 22.08.2010

Vernissage: am Samstag, den 26. Juni 2010, um 18:00 Uhr
es spricht: Dr. Martin Traxl


Als zweite Ausstellung der Saison 2010 stehen am Gut Gasteil vom 26. Juni bis 22. August Körper im Mittelpunkt: Als Ausdruck und Metapher. Der Kärntner Graphiker Valentin Oman stellt mit seiner ganz eigenen Technik die Vergänglichkeit zur Diskussion und Charlotte Seidls Frauenfiguren in den unterschiedlichsten Formaten beschäftigen sich diesmal mit dem aktuellen Thema der Verhüllung. Die Formgebung der Werke der beiden zeigt reizvolle Berührungsebenen.

Valentin Omans zeitlose Ikonen der Vergänglichkeit
Der Mensch in seiner Vergänglichkeit, als Sinnbild für das Leben und die Menschheit als Gesamtes findet in Valentin Omans Bildern vielschichtige Ausdrucksformen. Das Leben, das durch Vernunft gezeichnet ist, mit dem Gewicht der Erkenntnis und in der Naivität seiner Erwartungen und Hoffnungen. An seinem Zyklus „Ecce Homo“ arbeitet der slowenisch-kärntnerische Maler und Zeichner in unregelmäßigen Abständen nun schon seit langem. Ein Dauerbrenner. Omans „sinnliche Freude am ungewissen schöpferischen Ausgang“, wie Peter Baum es bezeichnet und seine Lust am Experiment mit dem Medium der Malerei haben zu einer ganz speziellen Maltechnik geführt, die graphische und malerische Lösungen miteinander verbindet - orientiert an den Klassikern der Moderne ebenso wie an den persönlichen Eindrücken und mit einem offenen Bekenntnis zur Ästhetik. Die Farbe, ihre Applikation und vielfache Überarbeitungen bewirken neben der thematischen auch eine formale Tiefe und Mehrschichtigkeit. Farblich kostet Oman die düsteren ebenso wie die lichten bis blassen Schattierungen der bevorzugten Blaut-, Rot- und Grautöne aus und gibt dem Schwarz seinen Raum. Linien verknüpfen sich zu Netzen, strukturieren und lenken.  Das Ergebnis sind zweidimensionale Skulpturen, die den Eindruck des schon lange Bestehenden und des noch lange Gültigen vermitteln. Archaisch wie Felsmalereien oder wie mittelalterliche Fresken. Figuren als Ikonen in einer zeitlosen Wirklichkeit.

Charlotte Seidls „Verhüllte“ – als Beschränkung und Freiraum
Klare, schnörkellose Formen unterstreichen die Kraft der Figuren. Sie stehen den Elementen nahe: Erde, Wind, Feuer, Wasser. Sind anmutig und sinnlich und stehen als Allegorie für Erfahrungen auf einer breiteren Ebene.  Seite 1992 hat die Bildhauerin 88 überlebensgroße Frauenskulpturen aus Ton geschaffen und ebensviele kleiner.
Verhüllt in ihre azurblauen Burkas traten die afghanischen Frauen in den 90er Jahren in den westlichen Medien in Erscheinung und regten Charlotte Seidl zur Umsetzung in ihre Kunstform der gebrannten, glasierten Frauenfiguren an. Verhüllung als weiter reichender Denkanstoß: Die Absicht des Schutzes vor den äußeren Einwirkungen, nicht nur der Blicke, auch der Wetterbedingungen, Verhüllung als Freiraum der eigenen Person, eine zweite Haut als Selbstschutz, Möglichkeit sich nicht ganz zu offenbaren. In der Serie „Verhüllte“ hat die Bildhauerin die Klarheit der Linie bis in die dreidimensionale Silhouette verstärkt. Das Thema „Frau“ wird hier zur expliziten Auseinandersetzung zwischen Innen und Außen. Eine Gerade, die ab und zu auseckt oder
-schwingt, als reine Form zu sehen ist und dennoch ganz klar die Weiblichkeit darstellt, die von Zurückhaltung gezeichnet ist. Diese Reduktion ermöglicht eine Ausweitung der Größenvielfalt der Plastiken von 80 Zentimeter bis zwei Meter und sogar bis zu 4,40 Metern. Und klingen auch farblich an die afghanischen Impulsgeber an: In terracotta, weiß und blau.  


Valentin Oman


Charlotte Seidl