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Norbert Trummer |
Markus Wilfling

nicht unweit von hier
GALERIE GÖLLES
 15.07. - 06.09.2017

 

Vernissage: am Samstag, dem 15. Juli 2017, 18:00 Uhr
Zur Eröffnung spricht Günther Holler Schuster, Universalmuseum Joanneum Graz

Zwei Künstler aus der gleichen Generation aber äußerlich mit völlig unterschiedlichen Zugängen zur Kunst treffen in der Ausstellung „Nicht unweit von hier“ aufeinander. Was auf den ersten Blick so unterschiedlich anmutet, weist jedoch gewisse Gemeinsamkeiten auf und gibt dem jeweils anderen neue Perspektiven. Zumindest aber entstehen Betrachtungsweisen, die auf ein Zusammenwirken der beiden Werkansätze zurückzuführen sind.
Der Bildhauer Markus Wilfling beschäftigt sich in seiner Kunst von jeher intensiv mit Gesetzmäßigkeiten der Wahrnehmung, die er ständig durchbricht und so das Publikum an eine Realität heranführt, in der das Vertraute in seiner Ordnung gestört ist. Alltägliche Gegenstände beispielsweise des Haushalts werden plötzlich durch ihre künstlerische Verwendung zu neuen Bedeutungsebenen geführt. Aliberts versinken scheinbar in der Wand, ein anscheinend gelber Plastikeimer entpuppt sich als lackierter Edelstahlbehälter, ineinander verschachtelte Aluminiumprofile erwecken den Eindruck von Schiebetüren. Wie in seinen Schatten- und Spiegelobjekten wird hier die Flüchtigkeit der Illusion zur manifesten Realität. Der Negative Raum bzw. das Nichtsichtbare wird plötzlich erfahrbar – sprachliche Bedeutungsebenen vermischen sich mit visuellen. Naturphänomene werden zu Modellsituationen verdichtet und bekommen den Charakter von Versuchsanordnungen, in denen sich Zwischenräume, Immaterialitäten und physikalische Unmöglichkeiten bzw. Mehrdeutigkeiten manifestieren. Gewohntes bzw. Alltägliches wird zu etwas Besonderem und erinnert in dem Moment, daran unser Verhältnis zur Wirklichkeit neu zu überdenken.


Markus Wilfling, Projektor, 2015, Aluminium, 150 x 75 x 75 cm

Norbert Trummer reagiert in dieser Ausstellung teilweise auf die Arbeit Wilflings, indem er in dessen Atelier als stiller Beobachter Situationen zeichnerisch festhält. Beiläufige Stillleben, spontane Momentaufnahmen, skulpturale Gebilde, räumliche Konfigurationen werden in Bildern eingefangen. Trummers künstlerische Methode sieht nicht nur die Zeichnung als Endprodukt eines Dokumentationsvorganges vor. Vielmehr beginnt an diesem Punkt eine vehemente Diskussion um das Bild im Allgemeinen. Unterschiedliche Ebenen der Bildproduktion werden auch durch verschiedene Produktionsphasen angezeigt. Zeichnungen werden ausgemalt, Motive werden auf Holztafeln malerisch übertragen. Halbfertig Anmutendes gerät zum eventuell zeitlich zurückliegenden Erinnerungsbild, dem letzte Details fehlen. Jede formale Entscheidung ist dabei auch eine inhaltliche. So erweitert Trummer sein Repertoire, indem er die Zeichnungen ausmalt, sie in Gemälde übersetzt oder manchmal zu Animationsfilmen erweitert.

bild
Norbert Trummer, Sportflughafen Fürstenfeld, 2017,  Tintenstift und Buntstifte auf Papier 15 x 21 cm (Ausschnitt)

Für die Ausstellung in der Galerie Gölles hat Trummer auch die Umgebung – die Stadt Fürstenfeld mit ihrem Gewerbegürtel, die Feistritz-Au und das umliegende Grün- und Ackerland – thematisiert. Es ist die Gegend seiner Kindheit. Die Beiläufigkeit der Blickwahl wird durch den formalen Wechsel von der Zeichnung zum Gemälde verändert. Die Dimension des Bildes tritt vor die der Dokumentation. Somit entsteht Reflexion, Bedeutungsebenen verschieben sich und neue Fragestellungen drängen sich plötzlich auf.
Norbert Trummer, genauso wie Markus Wilfling, beschäftigt sich grundsätzlich mit sehr einfachen Dingen und Vorgängen, versuchen jeweils auf unterschiedliche Weise Realität als Konstruktion darzustellen. Dadurch, dass wir mittels Sprache und Bilder die Wirklichkeit beschreiben bzw. abzubilden versuchen, erzeugen wir Realität zu. Die Wahrnehmung und Gestaltung unserer Umgebung und der Dinge die wir täglich verwenden, sind dabei grundsätzliche Abläufe. Allgemeine Gesetzmäßigkeiten von Bedeutungs- und Funktionsweisen relativieren sich und werden durch die künstlerischen Methoden gebrochen, verdichtet und erweitern so das Spektrum der Realitätswahrnehmung, genauso wie sie diese gleichzeitig verunsichern.
Im Dialekt bedeutet „Nicht unweit von hier“ genau das Gegenteil…

NORBERT TRUMMER
*1962 geboren in Leibnitz, Steiermark

VITA
1980 - 1987 Studium der Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien

Ausstellungen (Auswahl):
Kunsthalle Exnergasse, Leopold Museum - Wien | Galerie im Traklhaus, Museum der Moderne, Panorama Museum - Salzburg | Kulturzentrum bei den Minoriten, Neue Galerie und Kunsthaus Universalmuseum Joanneum - Graz | Kunstraum haaaauch - Klagenfurt | Museum für Gegenwartskunst - Stift Admont | kunsthaus muerz - Mürzzuschlag | Wasser Biennale - Fürstenfeld | Kubin-Haus - Zwickledt | La Station - Nizza | Museum Morsbroich - Leverkusen | Museum der bildenden Künste - Leipzig | Galleria d’Arte Moderna - Bologna | Slought Foundation - Philadelphia | Winzavod, Contemporary Art Center - Moskau | Centro de Desarrollo de las Artes Visuales - Havanna

Galerieausstellungen in Wien | Salzburg | Graz | Fürstenfeld
Art Vienna | Art Basel | Art Paris | Art Miami
Buchprojekte mit den Autoren Franzobel und Bodo Hell

Preise und Förderungen:
1998 Georg Eisler Preis
2005 Staatsstipendium für bildende Kunst

MARKUS WILFLING
*1966 geboren in Innsbruck

VITA
1988-89 Kunstgewerbeschule Graz, Meisterschule für Malerei
bei Prof. Gerhard Lojen
1989-93 Studium der Bildhauerei bei Bruno Gironcoli an der Akademie
der Bildenden Künste in Wien

Ausstellungen (Auswahl):
2017 11. Skulpturenbiennale Bad Homburg, D | 2016 Forum Stadtpark, Graz Intro Graz Spection, Graz | 2015 Centro de Desarrollo des las Artes Visuales, Habana, C | Kunstgarten, Graz | 2014 galerie gölles, Fürstenfeld | Belvedere Wien Galerie im Traklhaus, Salzburg | 2013 [kunstwerk] krastal, Einöde Projektraum Viktor Bucher, Wien | Galerie Artepari Graz | 2012 Museum Liaunig, Neuhaus | Rotor, Graz | 2011 Minoriten, Graz | galerie gölles, Fürstenfeld Spreewald/Lübben, D | Museum für zeitg. Kunst, Novi Sad, SRB | 2010 Kunsthaus, Graz | Kulturpalast Wedding, Berlin D | 2008 Kunsthalle Krems | Wasser- Biennale, Fürstenfeld | 2007 Österreichisches Kulturinstitut London, GB

Preise und Förderungen:
2013 Auslandsstipendium des BMUKK in Rom | 2011 1+1+1=1 Trinität, Minoriten, Graz | 2010 Staatsstipendium des BMUKK | 2007 Auslandsstipendium des Landes Steiermark in Mexiko | 2003 Kunstpreis der Diözese Graz-Seckau für Zeitgenössische Bildende Kunst | 2000 Förderungspreis der Stadt Graz für Bildende Kunst.