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Hubert Schmalix

In Deep Trouble
GALERIE GÖLLES
  31.05. - 12.07.2015

 

Vernissage: am Samstag, dem 30. Mai 2015, um 18:00 Uhr
Zur Vernissage spricht Roman Grabner, Universalmuseum Joanneum Graz.

VITA
1971 – 1976 Studium an der Akademie der bildenden Künste, Wien bei Prof. Max Melcher
1983 erster längerer Aufenthalt auf den Philippinen
1987 Übersiedlung nach Los Angeles
1992 – 2005 Gastprofessur an der University of California,Los Angeles
1999-2006 Professor an der Akademie für bildende Künste, Wien

AUSSTELLUNGEN (Auswahl seit 1993)
1993 AlphaOmega, Shoshana Wayne Gallery,
Los Angeles (EA) / Biennale die Venezia (GA)
1997 Thomas Erben Gallery, New York (EA)
2000 Black Dragon Society, Los Angeles (EA)
2001 Peter Bartlett Gallery, Los Angeles (EA)
Österr. Galerie Belvedere, Wien (GA)
2002 Galerie Krinzinger, Wien (EA)
Atelier Augarten - Galerie Belvedere, Wien (EA)
2003 Galerie Bleich-Rossi, Graz (EA)
Galerie Eugen Lendl, Graz (EA)
2004 Sammlung Essl, Klosterneuburg (GA)
2005 Rupertinum, Salzburg (GA), Mark Moore Gallery,
Santa Monica (EA) / Traklhaus, Salzburg
2006 Galerie Gölles, Fürstenfeld (EA)
2007 Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum Graz (EA)
2008 Albertina Wien (GA)
2012 Reinsch Contemporary,Graz (EA)
2013 Galerie Schmidt, Reith im Apbachtal (EA)
2014 MABINI, Manila (EA)
2015 Bank Austria Kunstforum, Wien (EA)

Hubert Schmalix zeigt Gespür für die Nuancierung von Farbe
und Komposition mit Affinität zur sinnlichen Malerei, in der sich
die Elemente des Gestischen, Expressiven, Mythischen und
Ornamentalen vereinen.

Bild
Hubert Schmalix, In Deep Trouble – Small,
2015, Öl auf Leinwand, 175 x 130 cm

Hubert Schmalix – In Deep Trouble

Hubert Schmalix ist einer der profiliertesten österreichischen Maler der Gegenwart. So umfangreich sein bisheriges Oeuvre auch sein mag, so schmal ist die Palette seiner Themen: Akte, Stillleben, Interieurs, Landschaften und Städtebilder, von dem Intermezzo der Christusbilder Anfang der 1990er-Jahre einmal abgesehen. Der weibliche Akt stellt dabei zweifellos das Hauptthema in seinem Schaffen dar. Begonnen Anfang der 1980er-Jahre, wird die Serie der weiblichen Akte zu einem Angelpunkt in seinem Oeuvre, um den herum er sein künstlerisches Konzept formuliert und weiterentwickelt. Bei der Dargestellten handelt es sich im Wesentlichen fast immer um seine philippinische Frau Fresnaida, doch ist deren Bildnis nicht als intimes Porträt eines Künstlers von seiner Frau zu verstehen, sondern als modellhafte Repräsentation, als generalisierte Figur, als formales Zeichen, um einen Aspekt der spezifischen Figur-Grund-Relation in Schmalix’ Werk vorwegzunehmen. In einem Interview meinte er vor einigen Jahren, dass es ihm beim Malen wichtiger sei, „dass die Farbe stimmt, dass die Linie fließt, als die Ähnlichkeit mit ihr“.
Der Akt hat natürlich als Motiv eine lange kunsthistorische Tradition und es wurde naturgemäß viel geschrieben über die Frage der Erotik, der Intimität des Blicks und der Darstellungsmodalitäten des nackten weiblichen Körpers. Die Deutungen dieses Topos im Werk von Schmalix sind ebenso weit gefächert und sprechen von der „Eigenart und Schönheit des Frauenleibs“, heben „seine Zartheit, Schamhaftigkeit und die Gebärden der Keuschheit“ hervor, betonen aber auch, dass sie als „hart und pornografisch“ gelesen werden können, im Wesentlichen allerdings eher„neutral“ wirken mit einer „fast leidenschaftslosen Entspanntheit“ und als „Symbole männlicher Macht und Leidenschaft“ gelten. Die Aktdarstellungen von Schmalix verkörpern all diese Zuschreibungen und sind doch viel mehr. In einer Zeit der Inflation der Laszivität, der Ausbeutung des weiblichen Körpers als Sexualobjekt in Werbung und Gesellschaft, der freien und unbegrenzten Verfügbarkeit pornografischer Bilder im Internet, erscheinen die Darstellungen des Künstlers wie Bekenntnisse zu einer verloren geglaubten Poesie des nackten Körpers. Doch geht es Schmalix nie (nur) um die Darstellung eines Menschen, sondern vor allem um die Darstellung eines Bildes des Menschen und damit um die Darstellung von Malerei an sich. Der Akt ist ihm formaler Anlass, eine Auseinandersetzung mit den Parametern der Malerei zu führen, sozusagen mit malerischen Mitteln einen Diskurs über Malerei zu betreiben. „Mich hat immer Tiefe und Fläche interessiert und auch die Irritation, die durch Tiefe und Fläche bewirkt wird, also wo Tiefes flächenhaft gemalt wird oder Flächenhaftes als Tiefe.“ Die Leinwand wird zur Experimentierfläche um die Verhältnisse von Raum, Form und Farbe auszuloten.
Die frühen Aktdarstellungen waren malerische Signets, die in monochrome Bildflächen gesetzt wurden und durch ungewöhnliche An- und Aufsichten und extreme perspektivische Verkürzungen und Verzerrungen irritierten. Der Hintergrund wurde auf ein Farbfeld reduziert, und der Körper schien weniger in einem Bildraum zu existieren, als in seinem formalen und farbigen Verhältnis zur Bildfläche thematisiert zu werden. Die Akte wurden in Folge durch diverse Objekte, farbliche Kompartimente, landschaftliche Versatzstücke oder ungewöhnliche Lichtsituationen in immer neue Relationen zu dieser Bildfläche gebracht. Die neuesten Arbeiten des Künstlers setzen die weiblichen Körper nun vor bzw. in die ornamentale Struktur von Teppichen. Damit verhandelt er einen oft ausgeklammerten Aspekt der Entwicklungsgeschichte der modernen Malerei, nämlich die Entwicklung des Bildraums zur Fläche durch den Einfluss textiler Erzeugnisse. Der amerikanische Kunsthistoriker Joseph Masheck hat diese Entwicklungslinie nachgezeichnet und vom „Teppich-Paradigma“ („carpet pardigm“) gesprochen, da er in dessen Muster und Struktur die Vorlage und den Ausgangspunkt für die abstrakte Tendenzen der Moderne bis hinein in die 1960er-Jahre erkannte. Es ist dieses abstrakt-ornamentale All-over, das auch die Städtebilder von Schmalix prägt, und als Denkfigur einen Bogen spannt von den allerersten textilen Erzeugnissen des Menschen bis hin zu den Gewebe- und Netzwerkanalogien der neuesten technologischen Errungenschaften.

Roman Grabner, 2015