Es ist eine ungewohnte Kunstwelt, die Rudi Benétik schafft
und in der er auch lebt. Denn seine Arbeit steht in einem krassen
Gegensatz zu dem, was seine österreichischen Künstlerkollegen
machen, die in der Tradition der österreichischen Moderne stehen.
Der Grund dafür liegt in Benétiks Werdegang.
1960 in Jaunstein im zweisprachigen Südkärnten geboren,
ging der Kärntner Slowene Benétik nach der Matura nicht
nach Wien, sondern besuchte die Akademie der bildenden Künste
in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana.
In den bildnerischen Landschaften unserer Zeit trifft man selten
auf so offenherzige Linien wie die des Kärntner Malers Rudi
Benétik. Anfangs erscheinen sie unrichtig, ungeschickt und
scheu, als ob sie jemand zufällig hinterlassen hätte.
Einfach so. Ohne Absicht.
Aus Strichen und Farben läßt er Gegenstände entstehen:
eine Flasche oder eine Kiste, einen Baum, etwas Längliches
oder Spitzes, etwas, was an einen Menschen erinnert, an einen Sessel;
scharfe und abgerundete Dinge, dazwischen einfach Striche und Punkte,
auch Fingerabdrücke.
Die Inspiration liegt im Aufspüren und Wahrnehmen der feinsten
Regungen im Hypozentrum unseres Unbewußten und dessen Schwingungen
auf der Oberfläche. Der Maler als Medium und Vermittler.
Der folgsame Überbringer der Botschaften will nichts hinzufügen
und auch nicht in den natürlichen Lauf der Dinge eingreifen;
er gleicht einer Wünschelrute, die nicht weiß, wovon
ihr Pendeln ausgelöst wird.
Die Unschuldigen werden sie verstehen.
Prof. Viljem Leban
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