Einen besonderen Höhepunkt der Ausstellung bilden Entwürfe
für das Altarbild in der Friedenskirche in Linz-Urfahr aus
den Jahren 1950/51, die den Entstehungsprozess dieses großformatigen
Freskos auf einzigartige Weise dokumentieren.
Wenn ich in der Natur stehe, so überkommt mich eine ungemeine
Erhebung. Ich schaue, sehe und verschiedenste Tages- und Jahreszeiten,
verschiedenste Gegenden ergreifen mich. Ein Gefühl der Vereinigung
mit der Natur erfasst mich. Sie wird für mich wie durchsichtig.
Ich bin einbezogen in ihr webendes Sein. Eine große Ruhe strömt
aus dem weiten, erfüllten Raum, die vollkommenste Zufriedenheit
ö Freude des Aufgehens in einem ungeheuren, erhabenen Geschaffenen.
Ungeheurer Respekt vor einer solchen Schöpferkraft. Grenzenlose
Verehrung.
Dies scheint ein Weltgefühl zu sein. Es wird bei Künstlern
verschiedenster Zeiten sichtbar, fast immer gleich, großartig
bei den Chinesen des 10.-13. Jahrhunderts.
Es gibt nichts gefährlicheres als solches darzustellen,
und ich schätze diese Künstler gerade deshalb, weil es
ihnen gelungen ist, formal dies ganz angemessen auszudrücken.
In dieser Hinsicht bin ich ein Formalist, d.h. ich bemerke, wie
die Leute dieser Gattung sich ausdrückten, diese Chinesen,
Grünewald, Cimabue, Piero della Francesca, C. D. Friedrich,
Segantini, und ich habe mir auch die Mittel geschaffen.
Die Chinesen, die Größten unter diesen, hatten die
einfachsten, ganz fixierte, angelernte Formeln für den Baum,
Wasser, Nebel, Berg. Mit denen erzeugten sie ihre Bilder. Ich habe
auch meine Formeln gefunden, gesehene, von der Natur abgemachte
Formen. Damit erzeuge ich etwas wie eine Landschaft ö schwebend,
aus der Leinwand hervorgehend, seiend. Teils durch Umrißlinien
entkörperlicht, wie Cimabue es macht. Ich kann also nichts
anderes machen, ich weiß auch nichts Größeres.
(1973, aus Max Weilers Tag- und Nachtheften)
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