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Roman Pfeffer

Umordnung


 GALERIE AM STEIN
 02.06. - 10.07.2012

Vernissage: am Freitag, dem 01. Juni 2012, um 20:00 Uhr



Roman Pfeffers Kunst entzieht sich einer homogenen, medial geschlossenen Systematik, und dennoch ist Handschrift spürbar; eine Handschrift, die sich nicht ausschließlich im taktil Formenden oder Strukturellen erklärt sondern sich mehr auf den Ebenen des Konzeptuellen, Sprachlichen und Prozesshaften bewegt. Pfeffer eignet sich die Welt der Kunst und die des Alltags an – ordnet sie
um –, operiert wie ein Naturwissenschaftler, konstruiert mathematische Formeln, ohne jedoch rationalen Gesetzmäßigkeiten zu entsprechen. Der Künstler erweitert jene Objektivität durch das Paradoxe, mit ironischem Unterton.

So widerspiegelt etwa Halblicht – ein Foto eines in der Mitte durchschnittenen Lusters – jene Uneindeutigkeit und Offenheit in der Kunst. Meist sind fotografische Aufnahmen der Objekt-Arbeiten das Werk, da es Pfeffer weniger um die skulpturale Dimension der Arbeit – also die objekthafte Präsenz – geht, sondern um den repräsentativen Charakter von Kunst.

In Oberfläche eines Sockels 120 x 30 x 30 cm, 2011 ist lediglich die abgeschabte, weiße Lackoberfläche das Kunstprodukt, bzw. deren fotografisches Relikt. Der Künstler transformiert das geometrisch Kantige sowie das Volumen des Podests in einen informellen Rest der geschabten Spuren als organischen Haufen. Verwandte Züge sind in der gelben Thonetstuhl-Arbeit erkennbar, wenn die zweite fehlende Hälfte durch eine schlichte rechteckige Holzplatte ersetzt wird, die exakt das halbe Volumen des Sessels misst. Das Objekt scheint sich in einem Zwischenzustand zu befinden, zwischen funktionell ästhetischer Ausformung und abstrakt geometrischer Rohheit.

Eine absurde „Umpolung“ von gewohnten Gesetzmäßigkeiten tritt in der Arbeit 50m=0,647 m² in Kraft. Die Funktion des Maßbandes wird außer Kraft gesetzt, wenn es keine Länge vermessen, sondern eine quadratische Fläche bedecken soll. So reicht es gerade mal zu 0,647 Quadratmetern bei 50 m Maßbandmaterial. Das Endprodukt zeigt sich jedoch als abstrakt geometrisches Bild im strengen Diagonalsystem der Ziffern.

Black Square escaping, 2012 besteht aus einer weißen quadratischen und einer schwarzen runden Leinwand. Das Quadrat entspricht genau den Maßen von Kasimir Malewitschs abstrakter Ikone der Moderne, dem Schwarzen Quadrat aus der Tretjakow-Galerie in Moskau. Nun hat sich das Schwarz seiner Form entledigt und ist in die benachbarte Kreisform geflüchtet. Pfeffer benutzt Malerei hierbei auf zeichenhafter Ebene und weniger auf malerisch prozessualer.

Ebenso entstehen bildliche und kunsthistorische Referenzen, wenn der Künstler die Notenzeilen aus dem Notenblatt herausschneidet, ihnen ihre ursprüngliche Funktion entzieht und eine dreidimensionale Zeichnung kreiert mit changierendem Licht-Schattenspiel. Hierbei fühlt man sich an minimalistische Beiträge der ZERO-Gruppe erinnert.

Zu den aktuellsten Arbeiten zählen fotografische Aufnahmen von manipulierten Pflanzen. Pfeffer schneidet andersartige Blattformen aus den Blättern und schafft dadurch Hybride der Botanik: Aus Ficuspflanzen wurden Ahorn- sowie Eichenblätter herausgeschnitten, wobei ein paar Restblätter übrigblieben. Hiermit hinterfragt der Künstler die Schnittstelle von Natürlich- und Zeichenhaftigkeit, Materie und Form.
Roman Pfeffer wurde 1972 in Vöcklabruck geboren, er lebt und arbeitet in Wien. 1996-2001 absolvierte er die Akademie der bildenden Künste, Wien. 1999-2000 war er am Kent Institute of Art and Design, Canterbury/England. Seit 2010 ist Pfeffer im Leitungsteam der Klasse TransArts an der Universität für angewandte Kunst, Wien. Seine Arbeiten waren ua in Paris, Gijon, Berlin, Frankfurt, Athen, Luxemburg zu sehen.