Zu Andreas Reiter Raabe
Geboren 1960
1985-1990 Studium an der Universität Wien (Philosophie und
Volkskunde)
1987-1992 Studium an der Hochschule für Angewandte Kunst in
Wien lebt und arbeitet in Wien und Berlin
Ausstellungen (Auswahl)
Sarah Cottier Gallery, Sydney; Out of the Blue, Sydney College of
Arts, Sydney (2001); 180°, Galerie Christine König, Wien
(Katalog); Galerie Stadtpark, Krems Austria; Villa Merkel, Esslingen;
Franz West und Werkstatt , Hürlimann Areal Zürich (2000);
Incontro con Franz West, Centro Civico per l´Arte Contemporanea,
Siena; The Space here is everywhere, Villa Merkel, Esslingen; Stripp,
Melbourne; Galerie Barbara Claassen-Schmal, Bremen (1999)
Zitat
(...) In unzähligen Arbeitsschritten werden Lacke ausgegossen
und mit einer Karte zu runden Flächen geformt. Teils überlappen
sich dabei kontrastreiche Töne von Blau, Gelb und Grau, dann
wieder harmoniert ein Braun mit Rosa, oder die Fläche wird
vollkommen monochrom überzogen. Doch unabhängig von der
Farbigkeit treten in der Überschneidung der einzelnen Schichten
Spuren zutage, die dem Bild am Ende eine Linienstruktur einschreiben.
Die Ränder der einzelnen Flächen verzahnen sich wie Schnittmengen,
deren Abfolge gerade in den monochromen Arbeiten nicht mehr genau
lesbar ist. Die biomorphe Grundform erzeugt ein verwirrendes Allover
konzentrischer Kreise. Parallel zu diesem Prozess entstehen durch
die vom Bildrand der Leinwand abtropfenden Farbmassen auf einer
untergelegten Malfläche automatisch "Drippings",
die in gleichem Maße ein Abfallprodukt und eine Ergänzung
der Farbschichtenbilder produzieren. Es ist ein durch den Akt des
Malens kontrollierter Automatismus, der wiederum die Ambivalenz
der Zweidimensionalität thematisiert: Beide Bilder entstehen
zeitgleich durch eine räumliche Verschiebung des Trägers
während der Arbeit im Atelier - was oben auf der Leinwand mit
Bedacht geschichtet wird erzeugt auf der darunterliegenden Ebene
am Boden die zufälligen Tropfenformationen.
Beide Modelle sind durchaus ein Kommentar auf die Dialektik der
abstrakten Malerei, deren Spektrum von Pollocks expressiver Gestik
bis zu den monochromen Tafeln eines Barnett Newman reicht und von
Reiter Raabe praktisch simultan wiederholt wird. Schon dadurch verweigert
er sich einer Vorstellung von Transzendenz, die an den konturlosen
Farbraum, ebenso wie im Akt des Drippings als Signatur des Unbewußten,
als Ereignis gekoppelt war. Statt dessen wird die Produktion, das
allmähliche Konstruieren der Bildfläche, bewußt
der Rezeption gegenübergestellt. (...)
Zit.Harald Fricke, Berlin 2000.
Zu Anne Schneider
geboren 1965 in Enns. Lebt und arbeitet in Wien und Berlin. Studium
bei Michelangelo Pistoletto, Akademie der Bildenden Künste,
Wien.
AUSSTELLUNGEN (Auswahl)
2001 Museum of Contemporary Art, Sydney; Shopping, Generali Foundation
Wien; moving pictures, Fototriennale, Villa Merkel Esslingen; 2000
kiss me tiger, please kiss me..., Galerie Stadtpark Krems; Galerie
Fotohof, Salzburg; Der anagrammatische Körper, ZKM Karlsruhe
und Steirischer Herbst im Kunsthaus Mürzzuschlag; 1999 Galerie
Almuth Gerber, Köln; Internationale Biennale Melbourne; Austrian
Cultural Institute, London; Künstlerhaus Bethanien, Berlin;
Rosa für Jungs/Hellblau für Mädchen, Neue Gesellschaft
für Bildende Kunst, Berlin; 1998 7.Triennale der Kleinplastik,
SüdwestLB Forum, Stuttgart; ... es grünt so grün...,
Bonner Kunstverein; 1996.
Info
Es sind die existentiellen Dinge, die Anne Schneider in ihrer Objektwelt
in einfachen Gesten miteinander verknüpft. Die Arbeiten entstehen
im Prozess des Denkens, des Tuns, in einer Beiläufigkeit, die
keinen Halt in einer klassischen Gußform sucht. Alles geschieht
gleichzeitig. Die Membranfäden der Architekturmodelle gehen
über zu gefallenen Fäden im Raum. Wolldecken verweisen
auf Intimität und Privatheit, werden durch Wandzeichnungen
von Orientierungspunkten des Außenraums miteinander verknüpft.
Es sind Wegbeschreibungen, die persönliche Entwicklungen durch
geographische Situationen und tägliche Erlebnisse dokumentieren:
Raumerfahrungen, die sich in den konzeptuellen s/w Photographien
fortsetzen.
Anne Schneiders künstlerische Praxis liegt im Erzeugen von
nichthierarchischen Verbindungen, vergleichbar dem von Gilles Deleuze
geprägten Begriff des Rhizoms. Jeder beliebige Punkt wird mit
anderen verbunden und läßt Aussageverkettungen entstehen.
Ihre Arbeit verweist auf strukturelle Analogien, sie findet Form-
und Erfahrungsverwandtschaften, ohne diese zu werten.
Zitat
"...In einem Rhizom gibt es keine Punkte oder Positionen wie
etwa in einer Struktur, einem Baum oder einer Wurzel. Es gibt nichts
als Linien. Wenn Glenn Gould die Tempi forciert, macht er das nicht
nur aus Virtuosität; er verwandelt musikalische Punkte in Linien
und läßt das Ganze wuchern. (...) Immer dem Rhizom folgen:
durch Bruch, die Fluchtlinie verlängern, ausdehnen, wechseln,
ändern, bis die abstrakteste und verschlungenste Linie produziert
wird, die n Dimensionen hat und deren Richtungen gebrochen sind.
Deterritorialisierte Ströme verbinden."
Gilles Deleuze, Berlin 1977.
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