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Andreas Reiter Raabe, Anne Schneider

 


 GALERIE 422
 1. 5. - 26. 5. 2002

 

 



Zu Andreas Reiter Raabe
Geboren 1960
1985-1990 Studium an der Universität Wien (Philosophie und Volkskunde)
1987-1992 Studium an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien lebt und arbeitet in Wien und Berlin
Ausstellungen (Auswahl)
Sarah Cottier Gallery, Sydney; Out of the Blue, Sydney College of Arts, Sydney (2001); 180°, Galerie Christine König, Wien (Katalog); Galerie Stadtpark, Krems Austria; Villa Merkel, Esslingen; Franz West und Werkstatt , Hürlimann Areal Zürich (2000); Incontro con Franz West, Centro Civico per l´Arte Contemporanea, Siena; The Space here is everywhere, Villa Merkel, Esslingen; Stripp, Melbourne; Galerie Barbara Claassen-Schmal, Bremen (1999)

Zitat
(...) In unzähligen Arbeitsschritten werden Lacke ausgegossen und mit einer Karte zu runden Flächen geformt. Teils überlappen sich dabei kontrastreiche Töne von Blau, Gelb und Grau, dann wieder harmoniert ein Braun mit Rosa, oder die Fläche wird vollkommen monochrom überzogen. Doch unabhängig von der Farbigkeit treten in der Überschneidung der einzelnen Schichten Spuren zutage, die dem Bild am Ende eine Linienstruktur einschreiben. Die Ränder der einzelnen Flächen verzahnen sich wie Schnittmengen, deren Abfolge gerade in den monochromen Arbeiten nicht mehr genau lesbar ist. Die biomorphe Grundform erzeugt ein verwirrendes Allover konzentrischer Kreise. Parallel zu diesem Prozess entstehen durch die vom Bildrand der Leinwand abtropfenden Farbmassen auf einer untergelegten Malfläche automatisch "Drippings", die in gleichem Maße ein Abfallprodukt und eine Ergänzung der Farbschichtenbilder produzieren. Es ist ein durch den Akt des Malens kontrollierter Automatismus, der wiederum die Ambivalenz der Zweidimensionalität thematisiert: Beide Bilder entstehen zeitgleich durch eine räumliche Verschiebung des Trägers während der Arbeit im Atelier - was oben auf der Leinwand mit Bedacht geschichtet wird erzeugt auf der darunterliegenden Ebene am Boden die zufälligen Tropfenformationen.
Beide Modelle sind durchaus ein Kommentar auf die Dialektik der abstrakten Malerei, deren Spektrum von Pollocks expressiver Gestik bis zu den monochromen Tafeln eines Barnett Newman reicht und von Reiter Raabe praktisch simultan wiederholt wird. Schon dadurch verweigert er sich einer Vorstellung von Transzendenz, die an den konturlosen Farbraum, ebenso wie im Akt des Drippings als Signatur des Unbewußten, als Ereignis gekoppelt war. Statt dessen wird die Produktion, das allmähliche Konstruieren der Bildfläche, bewußt der Rezeption gegenübergestellt. (...)
Zit.Harald Fricke, Berlin 2000.

Zu Anne Schneider

geboren 1965 in Enns. Lebt und arbeitet in Wien und Berlin. Studium bei Michelangelo Pistoletto, Akademie der Bildenden Künste, Wien.
AUSSTELLUNGEN (Auswahl)
2001 Museum of Contemporary Art, Sydney; Shopping, Generali Foundation Wien; moving pictures, Fototriennale, Villa Merkel Esslingen; 2000 kiss me tiger, please kiss me..., Galerie Stadtpark Krems; Galerie Fotohof, Salzburg; Der anagrammatische Körper, ZKM Karlsruhe und Steirischer Herbst im Kunsthaus Mürzzuschlag; 1999 Galerie Almuth Gerber, Köln; Internationale Biennale Melbourne; Austrian Cultural Institute, London; Künstlerhaus Bethanien, Berlin; Rosa für Jungs/Hellblau für Mädchen, Neue Gesellschaft für Bildende Kunst, Berlin; 1998 7.Triennale der Kleinplastik, SüdwestLB Forum, Stuttgart; ... es grünt so grün..., Bonner Kunstverein; 1996.

Info
Es sind die existentiellen Dinge, die Anne Schneider in ihrer Objektwelt in einfachen Gesten miteinander verknüpft. Die Arbeiten entstehen im Prozess des Denkens, des Tuns, in einer Beiläufigkeit, die keinen Halt in einer klassischen Gußform sucht. Alles geschieht gleichzeitig. Die Membranfäden der Architekturmodelle gehen über zu gefallenen Fäden im Raum. Wolldecken verweisen auf Intimität und Privatheit, werden durch Wandzeichnungen von Orientierungspunkten des Außenraums miteinander verknüpft.
Es sind Wegbeschreibungen, die persönliche Entwicklungen durch geographische Situationen und tägliche Erlebnisse dokumentieren: Raumerfahrungen, die sich in den konzeptuellen s/w Photographien fortsetzen.

Anne Schneiders künstlerische Praxis liegt im Erzeugen von nichthierarchischen Verbindungen, vergleichbar dem von Gilles Deleuze geprägten Begriff des Rhizoms. Jeder beliebige Punkt wird mit anderen verbunden und läßt Aussageverkettungen entstehen. Ihre Arbeit verweist auf strukturelle Analogien, sie findet Form- und Erfahrungsverwandtschaften, ohne diese zu werten.

Zitat
"...In einem Rhizom gibt es keine Punkte oder Positionen wie etwa in einer Struktur, einem Baum oder einer Wurzel. Es gibt nichts als Linien. Wenn Glenn Gould die Tempi forciert, macht er das nicht nur aus Virtuosität; er verwandelt musikalische Punkte in Linien und läßt das Ganze wuchern. (...) Immer dem Rhizom folgen: durch Bruch, die Fluchtlinie verlängern, ausdehnen, wechseln, ändern, bis die abstrakteste und verschlungenste Linie produziert wird, die n Dimensionen hat und deren Richtungen gebrochen sind. Deterritorialisierte Ströme verbinden."

Gilles Deleuze, Berlin 1977.