Ausstellungsliste nach Galerien

Christian Eisenberger, Karin Frank, Karl Karner

 GALERIE 422
 22.02. - 29.03.2014

 

Vernissage: am Samstag, dem 22. Februar 2014, um 11:00 Uhr



Christian Eisenberger 1978 geboren in Semriach, Steiermark
Universität für angewandte Kunst, Wien Transmediale Kunst, Klasse Brigitte Kowanz

Seit 15 Jahren sorgt Christian Eisenberger für Aufruhr im Kunstbetrieb und schuf in dieser Zeit geschätzte 45.000 Werke. Dabei arbeitete er in den ersten 10 Jahren völlig anonym. Subtile Eingriffe in die Natur, vor allem in seiner steirischen Heimat, sowie Aktionen im öffentlichen Raum weltweit sind in seiner Arbeit ebenso wichtig wie der Einsatz des eigenen Körpers und die Malerei.
Bekannt wurde Christian Eisenberger durch anfangs anonyme Interventionen im öffentlichen Raum. Knapp 10.000 Pappfiguren von armen Leuten, später mit Bildern von Che Guevara, Mahatma Ghandi, Osama Bin Laden oder Philosophen installierte er in Peking, Paris, Wien, Basel, London und in Salzburg an Laternenpfählen, Brückengeländer oder Straßenbäumen. Durch die Medien ging 2008 auch seine Aktion als Clown mit Sprengstoffattrappen im Londoner Bankenviertel, die zu einer Verhaftung durch acht Polizisten führte.
Bezeichnend für Christian Eisenbergers Werk ist sein alles umfassender Kunstbegriff, grundlegende Themen sind Vergänglichkeit und Tod. Von Anfang an wichtige Strategie seiner Arbeit ist das Umgehen des Kunstbetriebes und seiner Praxis: Einmal geschaffen, überlässt er es dem Zufall, ob seine Werke im Museum landen oder von der Müllabfuhr abgeholt werden. Was nicht dokumentiert wurde, ist nicht mehr der Kunstwelt zugängig. „Es ist der radikale Geist der Moderne, der sich in seinen Werken niederschlägt und kein Zitieren historischer Formen", schreibt Markus Gugatschka über Christian Eisenberger.
Das Prinzip des Zufalls spielt nicht nur in der Malerei, auch bei seinem Umgang mit anderen Materialien eine zentrale Rolle: „Meine (Malerei) Technik ergibt sich aus der Farbe selbst ... man muss sie nur machen lassen ..." so Eisenberger.

Karin Frank 1972 in Wien geboren
Graphikdesign an der Wiener Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt
Akademie der bildenden Künste in Wien, Meisterklasse Michelangelo Pistoletto

Bekannt ist, dass Karin Frank mit Holz arbeitet. Bekannt ist auch, dass Thomas Bernhard ein Buch mit dem Titel »Holzfällen« verfasst hat. Holz und Holzfällen, eine Nähe, die nicht geplant ist; eine Nähe, die rein zufällig erscheint. Die Verfasstheit der österreichischen Gesellschaft, die sich mit diesem Buch wider willen identifizierte, kann man am besten als fassungslos bezeichnen. Nicht skandalös sind die Themen, die Karin Frank bearbeitet: Es wird geschissen, Berge und Seen von Scheiße, es wird geliebt, gevögelt, Paare treiben es treibend am See, es wird porträtiert. Die Landschaften bleiben davon nicht unberührt: Idyllisch ja, aber beackert, behauen und zu guter letzt bestreut; umgebogen zur Bühne, auf der die Natur des Gesellschaftlichen wiederkehrt. Bernhard hat sich kein Blatt vor den Mund genommen. Die Sprache ist klar, unmissverständlich, manche würden sogar sagen: derb. Holzfällen ist für viele eine Abrechnung, für andere eine bloße Feststellung, eine Darstellung der Verhältnisse. Eine Sachverhaltsdarstellung.
Aber über diesen Sachverhalten schwebt eine andere Sprache, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Dinge wie sie sind, zu umschreiben, sie nur anzudeuten: um zu umgehen, worin man gerade steckt und steht. Mit etwas Flexibilität in der Sprache erscheint selbst ein ausgeprägter Sinn für die Männlichkeit bei Männern nicht mehr als Machismo, sondern als der entschuldbare Lausbubenstreich eines in die Jahre gekommenen Jugendlichen. Diese Sprache der Umschreibung und Flexibilität ist ein Instrument für die Flexibilisierung von Sachverhalten. Flexibilisierung als Entschuldigung, Affirmation und Realitätsverweigerung. Gegen diese Sprache arbeiten Bernhard wie Frank. Bernhard fällt Holz mit einer Sprache, die darauf insistiert, nicht zu umschreiben. Frank arbeitet mit Holz so ökonomisch und direkt wie möglich. Hier wird nicht herumgeredet. Hier wird Holz gefällt und Holz bearbeitet. Der englische Ausdruck dafür, etwas offen auszusprechen, ist »frankly speaking«. Zugegeben: ein unerheblicher Zufall. Karin Frank speaks frankly.
Mit ihrer Umschreibungsverweigerung, mit ihrer Ökonomie, aus dem flexibilisierbaren Sachverhalt wieder einen Gegenstand der Diskussion zu machen, ja auf die Gegenständlichkeit der Diskussion zu insistieren, liefert Karin Frank ein Argument für die Bildhauerei, die mit ihrer Materialität einen Widerstand gegen die Auflösung von Fakten formuliert. Bildhauerei als Resistenz gegen die Verwandlung von Fakten ins Fabulöse. Fabulös wirkt allein die Dringlichkeit der Sprache, ihr Insistieren aufs Faktische. Hämmert sich Bernhard repetitiv durchs Wortgehölz und lässt damit als Obsession erscheinen, was nur ein Drängen aufs Notwendige meint, so greift Frank selbst in der schnellen Skizze, im Modellieren, im Notieren von Körperlichkeit zu einem Material, das ihr erlaubt, die Ideen im Backrohr zu fixieren: zu brennen, was ihr unter den Fingern brennt. In einer Sprache, die einfach geformt werden kann, und in einem Medium, das ihr erlaubt, sich relativ unabhängig von technischen oder wirtschaftlichen Bedingungen zu artikulieren. Sowenig Karin Frank und Thomas Bernhard etwas miteinander zu tun haben, so sehr ist manchmal der Vergleich die direkteste Form etwas zu sagen, was sonst nur umschrieben werden könnte.

Auszug aus einem Text von Andreas Spiegl

 

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Karl Karner 1973 in Feldbach geboren
Ausbildung zum Kunstgießer

Karl Karner hat nicht nur eine künstlerische Ausbildung, sondern er ist auch ausgebildeter Kunstgießer und weiß durch seine berufliche Praxis bestens Bescheid über bildhauerisches Material und dessen Möglichkeiten seiner Bearbeitung. Dieses angewandte Wissen ist an keiner Schule für Industrieguss zu erwerben. Sein Know how entstammt der mündlichen Instruktion unter Kollegen. Wie mittelalterliche Handwerksbetriebe haben Kunstgießer-Werkstätten heute wie damals ihre eigenen Tricks und Kniffe, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Wichtig für den Guss ist die Metallmischung und die ständige Präsenz des Gießers am Werkstück bis zum Abschluss der Arbeiten. Fragen über Oberflächenbehandlung und über den Umgang mit Gussfehlern, die vielen Bildhauern fremd sind, thematisiert Karl Karner bewusst in seinen Arbeiten. Das Spiel mit den Farbqualitäten seiner Skulpturen treibt er zu einer Meisterschaft, die ihn gegenüber anderen Künstlern auszeichnet. Karl Karner schöpft das gesamte Spektrum der Oberflächenbehandlung mit Chemikalien und mechanischen Möglichkeiten aus und erzielt dadurch Nuancen, um den künstlerischen Ausdruck zu intensivieren. Mehr noch, er versetzt die Skulptur durch die Oberflächengestaltung in eine bestimmte Zeit. „Schwarz matt" steht für das Jetzt. Hingegen verweisen die metallisierenden Spiegelleisten auf die Ästhetik der 70er und 80er Jahre. Die Skulptur bekommt bei Karner damit zusätzlich eine zeitliche Dimension.

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