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Markus Prachensky
Veronika Dirnhofer
Rudi Stanzel

 GALERIE 422
 28.05. - 02.07.2006

 

Vernissage: am Sonntag, den 28. Mai 2006, um 11.00 Uhr



Markus Prachensky
SENATUS POPULUSQUE ROMANUS

S.P.O.R. - der Senat und das Römische Volk - überall in der Stadt, der ich mich seit meiner Jugend verbunden fühle, findet man diese Inschrift. Immer war ich begeistert von Rom, seinen Bauten, seinen Hügeln, der Umgebung, dem Ernst und der Fröhlichkeit der Stadt. Der Reiz der Antike, der sich zuerst scheu verweigert, dann sich dem Wissenden aber mehr und mehr erschließt, ist ein Faszinosum, dem ich im Laufe der Jahre erlegen bin - wissentlich und mit Absicht.

Das Studium der Geschichte der Stadt von der Republik bis zu den Caesaren, von den Einflüssen anderer Völker und Kulturen, von den Griechen zu den Etruskern, schärfte meine Sinne, mein Auge und mein Wissen. Nie konnte ich nordische Heldensagen lesen und ertragen, doch als Atheist labe ich mich an der überzeugenden, bösen, aber doch spielerischen griechisch-römischen Götterwelt.

Sie sind mir sehr vertraut, die alten römischen Bauten, angefangen vom gigantischen Kolosseum und Pantheon bis hin zu den kleinen Tempelchen und den zahlreichen Ruinen und Halbruinen der Domus Aurea des Nero, der Area Pacis des Augustus, der Forum Romanum, des Palatin, der Foren des Trajan und des Hadrian.

Ich kann und will nie mehr den Blick vergessen, den man vom Capitol aus über das Forum Romanum hat, nie mehr den von den anderern Hügeln, die ich Dutzende Male erstieg, jede Säule, jeden Stein erobernd.

Ich kenne den Glanz und den Niedergang der Herrscher, deren Größe, Triumphe und Wohltaten, aber auch deren Exzesse, Verrohung und Grausamkeiten.

Schon prima vista wusste ich, dass mich diese Stadt verschlingen würde - und sie tat es auch. Ich blieb übrig als Liebhaber und Maler und, wie ich glaube, als Chronist Roms aus meiner Sicht, wohl weniger wissend als Theodor Mommsen - aber besser sehend als Goethe oder Seume.

Egal, wo auf der Welt ich mich gerade befand, lebte ich seit meiner Jugend in Rom, obwohl ich mich in Wien befinde und hier male, hier fresse ich fröhlich in mich hinein Rom, die Römer, die römische Küche, trinke die römischen Weine, lese die Geschichte des römischen Weltreichs, der römischen Weltsicht, und bin froh, nicht ein strenger und züchtiger Grieche sein zu müssen.

Markus Prachensky


Veronika Dirnhofers

Die schrille Leucht-Farbigkeit in Veronika Dirnhofers Malerei ist der kontemplativen Gelassenheit der Figuren gegenübergestellt. Aggressivität weicht Selbstreflexion - wieder ein Vor und Zurück, das die magische Schwingung der Bilder verstärkt. Wie könnte ein mit Malerei gefüllter Raum aussehen? Dirnhofers Werke sind Versuche, mit Malerei in den Raum zu schreiten und ihn spielerisch zu erobern. Die starke Farbigkeit verweist auf die Pop-Art, auf Roy Lichtenstein und Andy Warhol oder auch auf die Neon-Installationen von Bruce Nauman. Die Inhalte der Pop-Art sind den Arbeiten der Künstlerin aber fern. In trashiger Manier sitzen abstrakte, grellbunte Farbmuster neben geometrischen, rasterartigen Bauteilen; expressive und raffiniert dilettantische Umrisslinien von Figuren liegen auf malerischen, impulsiven Farbflächen in Pastelltönen. Bei den Figuren ist auffallend, dass Titel wie „Frosch“ oder „Froschkönig“ vorkommen. Der Hässliche und Glitschige, den jeder verwandeln möchte, bleibt was er ist und damit verführerisch. Indem die Prinzessinnen und andere Frauen in den Bildern ihre Nicht-Verführbarkeit demonstrieren, ohne ihre Sinnlichkeit zu verlieren, werden sie ungemein anziehend und reagieren mit Entzug – ihre Gesichter oder ganze Körperteile verschwinden. Das Bild der Frau, das Veronika Dirnhofer entwirft, ist dennoch ein sehr körpernahes. Die Bilder, die sie malt, müssen mindestens so groß sein wie sie selbst, damit ihr Körper darin Platz hat. Auch wenn Frauen und Babys nur in Umrisslinien dargestellt werden, wohnt ihnen etwas stark Körperhaftes inne. Manche Werke zeigen ein besonders hohes „Körpergefühl“: da, wo die Frau aus dichten pastelltonigen Farbflächen besteht. Aus dem künstlerischen Umfeld, das die Malerin nachhaltig beeindruckt hat, ist vor allem Maria Lassnig zu nennen. Die Motive in der Malerei Lassnigs, die als solche auf den ersten Blick frisch und fröhlich wirkt, entpuppen sich beim genaueren Hinsehen als semantische Verschlüsselungen von besonderer Skurrilität. Diese Vernetzung von visuellem, malerisch zur Erfüllung gebrachtem Erleben und den nach oben drängenden symbolhaften Untergründen ist auch in den Arbeiten Dirnhofers anzutreffen. Neben Lassnig sind es auch Siegfried Anzinger mit seinen Schicht um Schicht aus der Leinwand herausgearbeiteten Körpern, die mit ihrem abstrakten Umfeld verwoben sind, oder Herbert Brandl mit seinen illusionistischen Farbräumen, die Veronika Dirnhofer beeindrucken. Ebenso die minimalistische Malerei – hier speziell die Amerikaner Ad Reinhard oder Frank Stella.

Veronika Dirnhofer ist in ihrer Malerei in den letzten zehn Jahren konsequent einen Weg des Erwachens und der Befreiung gegangen. Als Vertreterin eines sanften, jedoch schlagkräftigen Feminismus sind Themen des Frau-Seins immer wieder in ihren Bildern zu finden. Als überaus selbstkritische Künstlerin sind Bewegung und wechselnde Umgebung Maßstäbe für die eigene Beurteilung ihrer Werke. Vom abgelegenen Landsitz mitten in die Wiener Innenstadt, dann wieder zurück aufs Land – überall muss ein Bild bestehen. Drei Bilder sind meist gleichzeitig in Arbeit, immer im Schwung der körperlichen Aktion. So geschmeidig und kraftvoll wie der Tiger, den sie oft malt, und prächtig wie ein Paradiesvogel, der mit der Macht seiner Farben Räume erobert – so zeigt sich uns die Malerin durch ihre Werke.


Rudi Stanzel

Es geht mir nicht nur um das Material.
Ein Aspekt ist auch die Textur.
Humor ist nicht expliziter Inhalt meiner Arbeiten.
Das Meditative auch nicht.
Der Zufall ist mir wichtig, doch auch er ist nur Bestandteil meiner Absicht.
Und ich habe eine Absicht.

Ich wollte nie Maler werden.

Vom Schreiben wechselte ich zur Pantomime, von der Performance zum KeiIrahmen.  Auf der Akademie untersuchte ich das Material Farbe anhand von Weiß und Schwarz.  Ich verwendete keinen Pinsel.  Das rein malerische Problem interessierte mich nicht.

Faszinierend am Vokabular der bildenden Kunst ist die Grenzenlosigkeit.  Wo nichts ist, etwas entstehen zu lassen.  Alle Mittel sind legitim.  Wir können aber nicht damit umgehen und erfinden daher Regeln, lassen Moden entstehen.  Kollektive Beschränktheit.  Das ist langweilig.

Kunst versucht die Welt zu beschreiben. je einfacher dieser Versuch ausfällt und je mehr Aspekte er beinhaltet, desto kraftvoller ist diese Beschreibung.  Radikale Lösungen unterstützen dieses Vorhaben.