Teil 1: DIESSEITS DES TRAUMES
VALIE EXPORT, MARINA GRZINIC, INGRID WIENER
Eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Neuen Wiener Gruppe
/ Lacan-Schule und dem Sigmund Freud Museum. Kuratiert von Brigitte
Huck und August Ruhs.Die Neue Wiener Gruppe/Lacan Schule veranstaltet
anläßlich des 100. Geburtstags von Jacques Lacan die
Ausstellung Diesseits und jenseits des Traums, die von
August Ruhs und Brigitte Huck kuratiert wird. Das Projekt wird in
zwei Teilen und an zwei verschiedenen Orten durchgeführt. Der
erste Teil findet in der Charim Galerie, Teil zwei im Sigmund Freud
Museum statt.
An Hand des Themas Traum geht es um die letzte Schaffensperiode
Lacans, die nach der Arbeit an den Repräsentanzen unserer Innen-
und Umwelt im Sinne von Bild (Imaginäres) und Sprache (symbolische
Ordnung) einer Theorie des letztlich nicht repräsentierbaren
Realen gewidmet ist. Hier entwickelt Lacan auch an den Freudschen
Ansätzen weiterwirkend eine Konzeption des Dings,
das den Objekten vorausgeht und den Ur-Grund der Erfahrung von Gegenständen
und Sachverhalten entspricht. In diese Bereiche mündet auch
der Traum, und zwar an dem Punkt, an dem er sich jeder weiteren
Deutung verweigert. Freud hat dies den Nabel des Traums genannt,
Lacan hat versucht, durch Anleihen aus der Mathematik und der Topologie
die Koordinaten dieses Raums des Realen auszumessen.
Die Kunst hat ebenfalls immer versucht, über das Manifeste
auch des Traums hinauszugehen und jene Tiefen auszuloten,
von welchen man sich strenggenommen keine Vorstellungen machen kann,
und die einem Unbewußten im strengsten Sinn des Wortes entsprechen.
Diesseits und jenseits des Traums ist somit auch eine
Beschäftigung mit dem Manifesten und Latenten in der Kunst,
mit den gleichermaßen mühevollen künstlerischen
Versuchen, sowohl den Traum als auch das hinter ihm
Liegende bildnerisch und sinnlich erfahrbar einzufangen.
Der erste Teil der Ausstellung diesseits des Traums
findet in der Charim Galerie statt.
Erstmals werden in Österreich die aus den letzten Jahren stammenden
Traumzeichnungen von Ingrid Wiener gezeigt. Sie werden Traumszenen
im filmischen Werk von Valie Export und der Videoarbeit The
Butterfly Story I der slowenischen Künstlerin Marina
Grzinic gegenübergestellt. Ingrid Wiener zeichnet ihre Träume.
Sie hält die Realität des Traums auf einem Blatt Papier
fest. Die Erinnerungen kommentiert sie mit knappen, sehr offenen
und humorvollen Texten, wobei es weniger um die Visualisierung anekdotischer
Träume geht, als um das Aufspüren von Möglichkeiten
und Grenzen des imaginären Sehens. Eine Filmsequenz aus Valie
Exports Unsichtbare Gegner zeigt eine beklemmende Traumszene,
in der die träumende Haupdarstellerin Anna in Schlittschuhen
durch urbane Nicht-Orte wandert. Der Skate-Walk endet in einem Take,
der zeigt, wie ein Schlittschuh in einen weiblichen Oberschenkel
schneidet und mit blutigen Kuven Linien auf eine Eisfläche
gezeichnet werden. In Marian Grzinics Video begegnen wir den
erotischen Träumen Mao Tse-tungs, durch die seine Geliebte
Theda Bara geistert, eine der ersten Femme Fatale-Stereotypen des
Spielfilms. Butterfly Story ist ein Reisebericht zu den Bildern,
visuellen Assoziationen und Soundeffects Chinas, für den Grzinic
die Linearität der Zeit aufhebt.
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