Die beiden deutschen Künstler Anna und Bernhard Blume (geb.
1937) wurden in erster Linie für ihre vielfach abgebildeten
und publizierten schwarz-weiß gehaltenen Großfoto-Serien
bekannt. In diesen seit Anfang der 80-er Jahre aus privaten Performances
entstandenen oft slapstickartigen Bildfolgen zeigen die Künstler
sich selbst als zwei exemplarische Protagonisten deutscher Durchschnitts-Neurose,
denen die sogenannten geordneten Verhältnisse regelmäßig
über den Kopf wachsen. Verhältnisse-, ersichtlich in den
gegenständlichen Umständen, welche sich als dann gewissermaßen
verselbständigen und meist erheblich durcheinander geraten,
- nicht nur zu Hause, wie etwa in der Küche oder im Wohnzimmer
(das hierbei zum Wahnzimmer wird), sondern auch in der sogenannten
freien Natur, wo es zu eigenartigen, metaphysisch motivierten Irrungen
und Wirrungen (auch eines spezifischen deutschen Seelenlebens) kommt.
Ebenfalls seit den frühen 80-er Jahren entstanden gegenseitig
gemachte Polaroid-Porträts, die von den Künstlern als
physiognomische Spielchen und als Erholungsmaßnahmen von allzu
großer Kunst bezeichnet werden. Anna und Bernhard Blume verweisen
vor allem bei diesen Arbeiten auf ihre Herkunft aus dem, wie sie
es formulieren, von Abbildungszwängen der Photographie unbelasteten
Bereich der Zeichnung, Malerei bzw. der Aktionskunst. In den Polaroid-Porträts
greifen sie daher auch zum Zweck der bildmagischen Vereinigung zweier
Gesichter bzw. eines Gesichts mit einem Gegenstand, zur aus der
Malerei kommenden Bastel-Tradition der Collage.
Die in den letzten Jahren entstandenen Polaroidfotos haben Anna
und Bernhard Blume unter dem Topos PRINZIP GRAUSAMKEIT thematisch
zusammengefaßt und in einer digital bearbeiteten C-Druck-Serie
in der Kölner Trinitatiskirche vorgestellt.
Für die Ausstellung bei Charim wurde aus beiden oben
beschriebenen Werkblöcken ausgewählt. Wir zeigen einerseits
drei großformatige Sequenzen aus dem Themenbereich Der deutsche
Wald, darunter eine 6-teilige Sequenz mit dem Titel Traum am Baum
(jedes Foto hat die Maße 200 x 126 cm) und andererseits 70
Polaroidfotos aus dem Themenblock Prinzip Grausamkeit.
Nach der 1993 stattgefundenen großen Ausstellung in der Wiener
Secession können wir mit dieser Ausstellung erstmals wieder
in Wien einen Einblick in die seit damals entstandenen Arbeiten
der prominenten deutschen Photo- und Performance-Künstler geben.
Wir möchten auch darauf hinweisen, daß Anna und Bernhard
Blume sich in der von Kathrin Pichler und dem museum im progress
kuratierten Folge von Stellungnahmen von KünstlerInnen und
KunsttheoretikerInnen (TransAct) für die Donnerstagausgabe
(16/3/2000) des Der Standard mit einem auf die momentane politische
Situation in Österreich bezogenen Statement mit dem Titel UNFALL
IM WIENERWALD beteiligen.
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