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David Moises

"Moonraker"


 GALERIE CHARIM
 16.03. - 07.05.2005

 

Vernissage: am Dienstag, dem 15. März 2005, um 19:00 Uhr


Zusatztermin: Performance und Katalogpräsentation
während der viennAfair,
am Donnerstag, den 21. April, 21:00 Uhr
in den Räumen unserer Galerie

"allready made"
Die erste Einzelausstellung von David Moises in unserer Galerie wurde von "Moonraker"(1979) inspiriert, jenem legendären James Bond Film, in dem ein Space Shuttle entführt wurde und große Teile der Handlung im erdnahen Orbit spielen. Unsere Galerie wird ebenfalls zu einem Ort, der an einer undefinierten Stelle des Weltraums um sich selbst kreist, allerdings viele Jahre später und in einer Zeit, in der kollektive Sehnsüchte und Hoffnungen längst nicht mehr auf unentdeckte Welten und die Segnungen der Technik gerichtet sind. Zwei der Space Shuttles der NASA -– Challenger, 1986 und die Columbia, 2003 – sind inzwischen zerborsten und zu Symbolen der Grenzen jener, im Wettstreit der Supermächte hochfliegenden, Technikbegeisterun geworden. Es mag deshalb kaum verwundern, wenn eine Spielkonsole, die als "Challenger" in diversen Spielhöllen ihr bisheriges Dasein fristen musste, im Rahmen der Ausstellung mit metallischer Stimme vom "Abenteuer Weltraum" faselt, von der besseren Zeit, die da kommen wird, auch für ausgediente Spielautomaten.

Die sentimentale Trance dieser Spielkonsolenpythia lässt David Moises in einem delphischen Schrein des Apollo Raumfahrtprogramm ertönen, den er als Ausgangspunkt seines Parcours durch die Galerie wählt. Er präsentiert in verschiedenen Räumen Objekte, funktionsfähige Maschinen, deren technisches Genom aus "hobby – Heften" stammt. Diese Magazine (1953 – 1991) wurden zu Ikonen der Technikgläubigkeit und sind für David Moises eine wesentliche Ouelle für Anregungen. Er baut die ehedem als neue Errungenschaften gefeierten Objekte zu funktionsfähigen Low-tech – Produkten um, besser gesagt: David Moises erfindet sie neu! Ein Autodrom wird so, unter Verwendung einer Vespa-Piaggio als Antriebsmotor für ein Luftkissen, zu einem "Hoverdrom". Das Resultat ist ein technischer Mutant aus Rummelplatzfahrzeug, Hovercraft und einem, mit zwei gasbetriebenen Antriebsdüsen versehenen Weltraumgefährt. Diesem Fluggerät stellt er einen fliegenden Teppich zur Seite und für die irdischen Belange gibt’s den "geheilten Heimtrainer".

Auch wenn die vielfach humorvoll verwendete Technik im Vordergrund zu stehen scheint, zielt David Moises mit seinen "allready mades" auf gesellschaftliche Gebrauchsweisen von Maschinen und den damit verbundenen Vorstellungen ab. Im konkreten Fall beschäftigt ihn die Idee der Seele, die wir Geräten zuschreiben. So gesehen ist es eine ironische Replik, eine Geste der Menschlichkeit, wenn er den "Challenger" wie einen alten Herren von den großartigen Taten der noch jungen Raumfahrt erzählen lässt, den Heimtrainer die Behinderung seines fortbewegungslosen Harrens nimmt und das Zelt vom Rummelplatz durch das Himmelszelt ersetzt.

All das und mehr gibt es in der kommenden Ausstellung zu sehen, inszeniert als Weg der Läuterung: vom Orakel zur Reinigung und Kontemplation, um dann richtig abzuheben. Vielleicht führt die so unternommene Zeitreise wieder an jenen Ort zurück, an dem die eintönig leiernde Spielkonsolenpythia noch unwidersprochen den Glauben an die himmlische Zukunft bestärken kann, in eine Zeit, in der auch geschundene, aus der Gosse der niederen SpielLüste errettete Maschinen eine "schöne Seele" haben können, in eine Zeit, in der wir noch keine Terminatoren und messianische Abkömmlinge aus der Zukunft benötigen, um die Menschheit vor Cyborgs, Marsianern, Romulanern und toll gewordener Technik zu erretten, in eine Zeit, in der nur die Menschen mit technischen und wirtschaftlichen Gewaltmitteln neue imperiale Kriege führen.

Achtung: Abdüsen mit dem Hoverdrom,
eine Performance von David Moises.
Donnerstag, 21. April, 21:00 Uhr in unserer Galerie.
Vorher gibt’s noch den neuen Katalog zu sehen.