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Milica Tomic


 GALERIE CHARIM
 01.10. - 11.10.03

 

Vernissage: am Dienstag, dem 30. September 2003, um 19:00 Uhr


An der Biennale in Venedig 2003 hat Milica Tomic die Fassade des Nationalpavillons des ehemaligen Jugoslawien mit Blitzlichtern versehen und dadurch auch den, in die Physis des Gebäude integrierten Schriftzug „Jugoslavia“, überschrieben. Ihre Intervention thematisiert nachdrücklich Fragen der Repräsentation eines Nationalstaates: die massive Inertie der Präsenz des Staates mit all seinen Repräsentationsformen, die eine Art von Unvergänglichkeit vermitteln sollen.

„Die Belgrader Medienkünstlerin Milica Tomic (*1960) lässt durch ihre Lichtinstalltion den Nationalen Pavillon - so der Titel der Arbeit – in regelmäßigen Abständen im gleißenden Licht von 400 über die Fassade des Gebäudes verteilten Blitzlichtern verschwinden. Die Einwirkung dieses Blitzes soll – so das Konzept der Künstlerin – zum zeitweiligen Erblinden des Auges des Betrachters, d.h. zu einer temporären Beschädigung seines/ihres Sichtfeldes führen. Ziel dieser fast gewalttätigen („terroRealistischen“1) und teilweise auch schmerzhaften optischen Intervention ist es, den Pavillon eines nicht mehr existierenden Staates zu dematerialisieren und zum Verschwinden bringen. Die expansive Qualität und die physische Gewalt des Lichtes entsprechen dabei der Gewalt, die die Künstlerin dem Konzept des Nationalen bzw. nationaler Identität unterstellt. Während jedoch Tomics frühere Videoarbeit I am Milica Tomic (1998-9) alle Äußerungen des Individuums (die Künstlerin wiederholt den Satz „I am Milica Tomic“ in verschiedenen Sprachen) durch sich auf dem Körper der Künstlerin einschreibende blutige Wunden geahndet wurden, wendet Tomic im Nationalen Pavillon die Gewalt, die im nationalen Diskurs verkörpert sieht, gegen die materielle Form dieses Diskurses selbst – gegen die Architektur des Nationalen Pavillons.“ Inke Arns: Pavillon „Jugoslavia“ (Serbien und Montenegro): Über das (Aus-)Blenden nationaler Narrative und das Kurzschließen der Kunstgeschichte. In: Kunstforum (Bd. 166 August-Oktober 2003, S. 276 f)
„ The smartest works: Milica Tomic´s „National Pavillon“, a grid of blinding flashbulbs that obliterates the facade of the anachronistic Yugoslavian Pavilion, .....“ Kim Levin: „Unmitigated Disaster“ at the 50th Venice Biennale. Power Vacuum. In Village Voice (23. Juni 2003)
Die Ausstellung in der Charim Galerie nimmt Bezug auf diese Arbeit, die Milica Tomic als Vertreterin der Republik Serbien und Montenegro, im ehemaligen Nationalpavillon Jugoslawiens verwirklicht hat (unser Dank hierfür nachmals an DIE ERSTE Bank für die großartige Unterstützung). Einerseits erinnert eine Dokumentation an das Venedig Projekt, Milica Tomic greift andererseits in unserer Ausstellung Themen und Inhalte dieser Arbeit auf und gestaltet neue Bezüge. Sie entwickelt eine Videoarbeit, für die sie Interviews mit PartisanInnen aufgezeichnet hat. Subtil löst die Künstlerin diese dokumentarische Situation wieder auf, indem sie die einzelnen Aussagen in Sprechgesänge und Refrains formt, die aufeinander Bezug nehmen. „On love, afterwards“, so der Titel des Videos, ist ein Kunstwerk, ein neu geschaffenes Lied, das auf den politischen Raum einwirken kann, weil es die individuelle aufbewahrten Erfahrungen in ein kollektives Epos transformiert.

Diese Arbeit ist Teil von Compiler //01, einem neuen DVD Magazin, herausgegeben von Susann Wintsch, für welches Milica Tomic das Konzept der Nullnummer entwickelt hat. Die Künstlerin umschreibt ihr Konzept als Suche nach „unabhängigen politischen Denkräumen in der zeitgenössischen Kunst (im ehemaligen Jugoslawien)“. Es konzentriert sich auf Arbeiten, deren AutorInnen national geprägte Systeme kritisieren und nach anderen Möglichkeiten der (Co)-Existenz forschen. Das DVD Magazine Compiler //01 wird Ende November in der Charim Galerie erhältlich sein.

In einer weiteren Arbeit, die Milica Tomic im Rahmen dieser Ausstellung zeigt, erfolgt eine Umdeutung des Schriftzuges „JUGOSLAVIA“. Als plastische Ausformung über dem Eingang des Biennale Pavillons ist diese Namensbezeichnung des ehemaligen Staatsgebildes ein mit der Architektur verbundener Anspruch auf Dauer und Staatshoheit. Milica Tomic wird in einer Performance Teile der Zwischenräume, durch welche die einzelnen Buchstaben der historischen Staatsbezeichnung ihre signifizierende Kontur erhalten, plastisch ausformen und mit Blei ausgiessen. Die Hohlräume zwischen den Buchstaben verbleiben als skulpturale Formen aus Blei. Die Performance finden im Laufe des Eröffnungsabends, am Dienstag, den 30. September statt.

Unser besonderer Dank gilt der Erste Bank für die Unterstützung des Beitrages von Milica Tomic an der Biennale in Venedig 2003
Not in Our Name
A statement of Conscience against war and repression, 2003:
...We say NOT IN OUR NAME. We refuse to be party to these wars and we repudiate any inference that they are being waged in our name or for our welfare. We extand a hand to those around the world suffering form these policies; we will show our solidarity in word and deed.


Milica Tomic
" i am milica tomic"