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NORBERT BRUNNER

"Nullmelodie"
in randloser Dreifarbheit
 ARTELIER CONTEMPORARY
 17. 6. 2000

 

Eröffnung: Samstag, 17. Juni 2000, 21 Uhr
Einführende Worte von Martin Prinzhorn
anlässlich der ORF Veranstaltung: Lange Nacht der Museen


Vorwort
"Da der Anfang am Anfang nie anfängt wie endet, beginne ich.
So wie Er, Chef die Schöpfung in sechs Tagen erschuf, schuf Haunold, ein Riese aus den Südtiroler Dolomiten, das Neue über welches er immer wieder das Neue schaffte. Denn der Riese dazu verführt, am Tag von Chredissa und in der Nacht von Chredindida, ihnen für einen Dom zu erbauen: dort noch heute, nämlich zu San Candido, der Stiftskirche in Innichen, überm Hauptportal seine Riesenrippe hängt, und worüber der Volksmund zu sagen begann.
Und immer wieder schloß ein Abend Haunolds Tagwerk ab; am siebenten Tag, ähnlich Chef, ruhte er und findet sich erschlagen von Chredissa und Chredindida in einer Grube zurück.
Und wie im Anfang kein Abend war und kein Morgen: Null, Ende der Zeit in randloser Dreifarbheit, lebt Haunold wieder in seine Berge entschwunden, wider den Menschen voll Groll."

"Nullmelodie"
in randloser Dreifarbheit
Die Arbeit Nullmelodie erzählt von einem Riesen, genannt Haunold, der in den Bergen der Südtiroler Dolomiten bei Innichen im Pustertal haust, dort von den Innichnern (Chredissa und Chredindida) zum Bau eines Doms verführt und letztlich, da sie seiner überdrüssig geworden, umgebracht wird. Diesen Gegensatz: Haunold, der Heide erbaut den Christen ein Gotteshaus, thematisiert die Sage, welche der Volksmund um eine Riesenrippe, die im Dom zu San Candido in Innichen hängt, gesponnen hat. In Wirklichkeit stammt die besagte Rippe von einem Walfisch, und wurde im Mittelalter von einem Pilger aus fernen Landen nach Innichen gebracht.
Weiters handelt die Arbeit "Nullmelodie" von der Schöpfungsgeschichte, die, weil in der Kuppel des Doms dargestellt, parallel mit der heidnischen des Riesens erzählt wird.
Da der Riese nach seinem gewaltsamen Tod wieder in die Bergwelt entschwindet, wo er noch heute den Menschen mit Steinschlag, Lawinen etc. zürnt, könnte die Geschichte wieder beginnen und erklärt somit den Titel "Nullmelodie". Die Zeichnungen daraus, die zum Teil den Fresken der Schöpfungsgeschichte aus dem Dom nachempfunden sind, basieren auf den drei Grundfarben (Gelb, Rot, Blau) und dienen als konzeptuelle Gliederung.
In der Musik, die graphisch notiert über das ganze gelegt ist, sind schematische Klangfiguren gesetzt, die in der lexikalischen Gliederung des Texts ihre Dynamisierung finden. Die so erzeugten Klangfiguren sind im Vorgang des rekursiven Erkennens dienliche Beispiele für die Entwicklung der von mir erdachten Nullmelodie.
(Norbert Brunner)

Nachwort
"Und wie am Ende kein Ende war, geschweige ein Anfang, ist Haunold wieder in seine Bergwelt entschwunden. Dort als Gebirge grollt er den Menschen Gewitter zu Tal, Felsblöcke, Lawinen und was an Unheil sonst noch alles ihnen für."